Oberhausen. . Bebender Discofox verwandelt am Samstagabend das Vonderner Gemäuer in eine Partyhochburg. Tanzen und Feiern ist hier eine Typenfrage.
Sie klatschen. Sie springen. Sie legen die Hände auf die Schultern des Vordermanns. Am Samstagabend bebte bei der La-Ola-Schlagerparty, organisiert von der Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb Vondern, der Burgboden. Mehrere Hundert Schlager-Fans verwandelten das alte Gemäuer in eine Partyhochburg. Schallen statt Schlummern. Von Burgfrieden konnte nun wirklich keine Rede sein. Eine heitere Fete mit vielen Feiertypen.
Der Platzhalter
Sie wollen immer die Ersten sein. Ihr Platz ist direkt am Absperrgitter. Oder eben wie in Vondern an der Bühnenkante. Beste Sicht auf alle Mikrofonhalter. Wunderbar! Dafür reihen sich sie sich ein. Noch bevor es eine erste Reihe gibt. „Die ersten Schlager-Fans waren schon hier, als wir noch das Kinderfest gefeiert haben“, hat ein Helfer in der Burg am Bierstand beobachtet. Einige wollen nur einen ihrer Stars sehen, die meisten aber einfach alles. Wer sich an den Platzhaltern frech vordrängeln möchte, der bekommt ein Problem. Und hört ein sehr bestimmtes: „So nicht, mein Freund!“
Der Textsichere
Sie haben wohl schon sämtliche Duschkabinen beschallt. Und haben noch lange nicht genug. Textsicher würzen sie jeden Schlager mit den (meist) korrekt mitgesungenen Zeilen. Und so schallt in Vondern „Joana, geboren um Liebe zu geben...“ so laut, dass es Roland Kaiser wahrscheinlich selbst in der Ferne in den Ohren klingelte. Auch der „Stern, der deinen Namen trägt“ strahlt in Vondern, obwohl es noch gar nicht dunkel ist. Schräg singen, ist gerade noch erlaubt.
Der Mega-Fan
Meine Herren, der Willi! Sie kommen nur wegen ihres Stargasts. Sie halten Plakate nach oben und tragen T-Shirts mit einem Spruch des Sängers. Willi Herren lockt auch in Vondern den Mega-Fan an. Klar, der kennt seinen Star aus dem Megapark auf Mallorca. Auf den Shirts steht „Der Mann hinter dem Bauch“ (eine von Herrens bekannten Ballermann-Hymnen). Bunte Sonnenbrillen sitzen auf der Nase. Urlaub ist, wenn Herren singt. Selbst ohne Strand in Vondern.
Der Kalauer-König
Na dann, viel Spaß! Der Kalauer-König hat bei einem Schlagerfest keinen Clown gefrühstückt. Bei ihm ist die Lustigkeit eine deftige Hauptmahlzeit. Während die Sänger auf der Bühne noch die nächste Song-Nummer vorbereiten, scherzt er sich durch die Feier-Reihen. Kleine Spaßgeschenke erhalten die Feier-Freundschaft. Aber bitte keine alten Kamellen! In Vondern palavern sogar die Barden, wie Josef Hassing: „Wir waren so arm dran. Meine Mutter musste im Bergwerk putzen!“
Der Discofox-Dozent
Stillstand ist auch keine Lösung. Zur Schlagermusik muss man schwofen. Wer seine Discofox-Schritte aus der Tanzschule ausgräbt, macht wenig falsch. Zumindest, wenn es auch genügend Bewegungsfreiheit gibt. Vorsicht bei der eigenen Bein-Akrobatik: Allzu energische Schrittfolgen werden vom Steh-Nachbarn, der gerade sein Getränk von der Hose wischt, mindestens mit bösen Blicken bestraft. In Ordnung, ein ruhiger Schieber passt auch nicht zum Zicke-Zacke.
Der Thekensteher
Thekensteher muss man nicht beschreiben, man kann sie besingen: „Der beste Platz ist immer an der Theke!“ Darum bewegt er sich kaum, wenn andere ihre Tanzschuhe auspacken. Quatschen? Gerne. Doch die Gesprächspartner lässt er zu sich kommen. Stille Orte sind im Trubel in Reichweite. Wenn die Quassel-Themen aus ihm heraussprudeln, ist es gut, zum Befeuchten der Kehle an der Quelle zu stehen. „So! Das musste mal gesagt werden! Aber wer hat eigentlich gesungen?“