Oberhausen. Familienbetrieb Agethen stellt täglich über 60 verschiedene Produkte her. Sie setzt auf handwerkliche Arbeit und Zutaten aus der Region.

In der Bäckerei Agethen an der Alstadener Straße wird fleißig gearbeitet: Ein Mitarbeiter holt Brot aus dem heißen Ofen, ein anderer formt Croissants, im Gebäude nebenan wird eine Torte mit Sahnehäubchen verziert. „Bei uns wird noch mit den Händen produziert“, sagt Stefan Agethen. Mit seinem Vater Reinhold führt er den seit über 100 Jahren bestehenden Betrieb in der vierten Generation.

Groß- und Billigbäcker machen den Traditionsbäckereien zu schaffen

Agethen ist einer von sechs Innungsbetrieben in Oberhausen. Es gab mal wesentlich mehr. Das Bäckereisterben ist eine bundesweite Entwicklung. „Als ich 1996 mit meiner Bäckerausbildung begann, hatten wir deutschlandweit noch 28.500 Betriebe, jetzt sind es nur noch 12.300. Die Verkaufsstellen haben dagegen eher zugenommen“, sagt Stefan Agethen, der auch stellvertretender Obermeister der Innung Rhein-Ruhr ist. Die Groß- und Billigbäcker machen den Traditionsbäckereien zu schaffen.

Ein Klagelied stimmt Agethen dennoch nicht an. „Vor zehn Jahren galt die Devise ,Geiz ist geil’. Seit drei, vier Jahren gibt es bei den Menschen einen Trend zu höherwertigen Lebensmitteln. Man konsumiert weniger, aber legt dafür Wert auf bessere Zutaten.“ Gut für die Traditionsbetriebe.

15.000 Brötchen täglich

Die Zutaten für die Agethen-Produkte kommen aus der Region, da legt die Familienbäckerei wert drauf. „Und wir machen alles selbst. Brote, Stuten, Torten, Kuchen, Teilchen.“ 15.000 Brötchen am Tag sind die Regel, mehr sind aber auch möglich, dazu gibt es 60 weitere Produkte, plus Aktions-, Sonder- und Saisonartikel im wöchentlichen Wechsel. Ist eine Spezialität darunter? „Die Nussecken. Und unsere Franzbrötchen, die stellen wird nach original Hamburger Rezept her.“ Auf einem uralten Rezept beruhe eine weitere Spezialität, sagt Vater Reinhold, der seit einem halben Jahrhundert in der Backstube steht: „Unser reines Roggenbrot. Wir setzen den Sauerteig an, weichen die Körner ein, alles Handarbeit.“

Die Produktvielfalt ist nur möglich, weil an der Alstadener Straße im Zweischichtbetrieb gearbeitet wird: von morgens 0.30 bis abends 20 Uhr, 365 Tage im Jahr. Die Menschen wollen eben auch sonn- und feiertags auf frische Backwaren nicht verzichten.

"Der Bäcker wird zum Entertainer"

Stefan Agethen, der nach seiner Bäckerausbildung noch den Meister und ein Betrieswirtschaftsstudium anschloss, setzt zwar auf Tradition, ist aber auch immer bereit, Neues auszuprobieren. Im vergangenen Jahr bot er erstmals einen Brotbackkurs an. „Davon wird es noch mehr geben, auch mit Torten werden wir das machen. Der Bäcker wird zum Entertainer“, sagt er. Eine andere Idee ist die Kundenkarte. Deren Besitzer profitieren von besonderen Aktionen. 1400 Menschen haben sie bereits, fünf testen gerade, wie gut und wie schnell das bargeldlose Bezahlen damit funktioniert.

Da stellt sich die Frage, ob der Familienbetrieb vielleicht auch expandieren möchte, vielleicht weitere Filialen in den Nachbarstädten eröffnen? „Nein“, sagt Stefan Agethen, „das überlasse ich den Großen in der Branche.“ Es solle ein Handwerksbetrieb bleiben. „Ich bin am liebsten noch selbst in der Backstube.“

Lieferant auch für Cafeterien und Restaurants

 Die Bäckerei Agethen hat in Oberhausen neun und in Duisburg vier Filialen. Vier Lkw und fünf kleine Transporter bringen die Backwaren zu den Filialen. Beliefert werden auch Krankenhäuser, Cafeterien, Restaurants und Großveranstaltungen.

 Die Firma hat rund 120 Mitarbeiter, davon fünf Auszubildende in der Backstube und zehn im Verkauf. Sie werden regelmäßig fortgebildet. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Nach der Bäckerlehre gibt es weitere berufliche Möglichkeiten wie die Meisterschule oder das Studium der Lebensmitteltechnologie. Nähere Infos: www.agethen.com