Oberhausen. Die „Tour der Begegnung“ des Landschaftsverbandes Rheinland feierte das Finale in Oberhausen. Rund 480 Schüler machen mit. Alexander Spitz zu Gast.

Gegen acht Uhr haben sie sich am Morgen von der Fichtestraße auf den rund drei Kilometer langen Weg zur Von-Trotha-Straße gemacht: Rund 480 Schüler der Gesamtschule Weierheide und der Christoph-Schlingensief-Schule sind zu Fuß unterwegs, mit Rollstühlen, Inlineskates oder Rollstuhl-Fahrrad-Tandems.

„Darf ich dich mal schieben“, fragt der eine, Schülerinnen von der Gesamtschule nehmen welche von der Förderschule für Körperbehinderte an die Hand, wenn sie es möchten oder brauchen. Alle zusammen sind auf der „Tour der Begegnung – Inklusion läuft!“ des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der auch Träger der Schlingensief-Schule ist.

Auf die Stärken konzentrieren

„Genauso muss es sein“, findet der vierfache Paralympicssieger Alexander Spitz: ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Dass das immer noch nicht üblich ist und noch einige gesellschaftliche Anstrengungen nötig sind, weiß auch Alexander Spitz. Aber der 48-jährige Optimist, der im Alter von zehn Jahren ein Bein durch Knochenkrebs verlor und Erfolge im Skisport feierte, schaut lieber auf Gelingendes. Und da sei zwischen der Gesamtschule Weierheide und der Schlingensief-Schule „schon einiges zusammengewachsen, das hat mich sehr berührt“, sagt Spitz.

Er ist an diesem Tag ein Ehrengast beim Finalfest der „Tour der Begegnung“ in Oberhausen. Eine Aktion, für die Anfang April der Startschuss am Landtag in Düsseldorf fiel und an der sich seitdem rund 4500 Kinder und Jugendliche aus 30 Förderschulen des LVR sowie von 20 Regelschulen beteiligt haben. Alexander Spitz, gestern mit dem LVR-Wanderpokal „Goldener Mitmän“ ausgezeichnet, hat schon länger Kontakt zu beiden Schulen. Der einstige Spitzensportler hat inklusiven Schulsport angeboten, eine Ski-Aktion in der Halle in Neuss ist in Planung. Seine Geschichte soll den Schülern Mut machen, „ich will, dass die Kinder sich auf ihre Stärken konzentrieren, um im Leben voranzukommen“, sagt Spitz. Sven Ricken, Leiter der Schlingensief-Schule, freut sich über die Unterstützung, der Gast könne zeigen, „was ein behinderter Mensch zu leisten imstande ist“, sagt Ricken, und er weiß auch, dass seine Schüler sich mehr anstrengen müssen als andere, um Perspektiven zu entwickeln.

Den Lauf kombinierten die beiden Schulen gestern mit dem Spiel- und Sportfest, das ohnehin Tradition hier hat. Überhaupt: Eigentlich könnten sie den Zaun zwischen den beiden Schulen abbauen, meint auch Doris Sawallich, Leiterin der Gesamtschule, aber der muss bleiben wegen der Sicherheit und des öffentlichen Wegs. Aber es wäre ein schönes Symbol für die Zusammenarbeit: Es gibt AGs (Judo, Basketball), die Teilnahme von Schlingensief-Schülern am Physik-Unterricht oder Praktika.

Aber es gibt auch Inklusions-Baustellen: Doris Sawallich, die selbst mitgelaufen ist, fielen die Hindernisse an Kreuzungen und Bürgersteigen für Rollstuhlfahrer auf. Der barrierefreie Umbau sei für die Kommune eine große Aufgabe, gestand Oberbürgermeister Daniel Schranz auf der Finalfest-Bühne, „aber wir sind kräftig dabei“.