Oberhausen. Ludwiggalerie zeigt in 180 Aufnahmen die Modefotografie Regina Relangs. Die große Pose bricht oft genug Ironie – und farbenfrohe Experimentierfreude.
Als Karl Lagerfeld vor ihrer Kamera noch wie ein ertappter Schuljunge von seiner Zeichenmappe aufblickte, wirkte Regina Relang bereits als Meisterin der Inszenierung für die größten Pariser Couturiers: für Christian Dior, YSL und Pierre Cardin. Damals hießen Models noch Mannequins – und Eleganz vertrug sich auf seltsam stimmige Weise mit Trümmern.
„Inszenierte Eleganz“ – der Untertitel der Regina Relang (1906 bis 1989) gewidmeten Fotoausstellung in der Ludwiggalerie ist schon fast Understatement. Es gilt, die größte Unbekannte des glamourösen Lichtbildes (wieder) zu entdecken. Mit einer Karriere die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckte, von den 1930ern bis weit in die 1980er Jahre.
Debüt für die Ausstellungsmacherin
Zugleich ist die erste Ausstellung zur Modefotografie im Schloss Oberhausen das Debüt einer jungen Ausstellungsmacherin: Von den Verhandlungen mit dem Münchener Stadtmuseum, der Leihgeberin der 180 Aufnahmen, bis zum Text des Ausstellungs-Booklets ist „Regina Relang“ das Werk der 31-jährigen Volontärin Gesine Emmerich. „Ein bisschen Pionierarbeit“, lobte Dr. Christine Ludwig – denn außerhalb Süddeutschlands waren die Fotografien Relangs noch nicht ausgestellt. Und die Direktorin der Ludwiggalerie ergänzt, hörbar stolz: „Wer bei uns volontiert hat, kann Ausstellungsbetrieb.“
Gesine Emmerich erschloss einen Bilder-Schatz, der mehr ist als „nur“ glamourös. Die examinierte Kunsterzieherin Regina Relang machte sich 27-jährig zunächst einen Namen als reisende Reportage-Fotografin. Schon 1933 galt ihr Blick Frauen: Arbeiterinnen in Portugal und Flamenco tanzenden Sevillanerinnen. 1939, beim Aufgalopp der Schönen und Reichen in Longchamps, bannte sie erstmals den Chic der mondänen Welt. Übrigens gerne aus leichter Untersicht – nicht nur, weil der Blick durch die Hasselblad das nahelegen würde. Mäntel meißelt sie so zu Skulpturen. Der große Auftritt bleibt großartig – findet aber auch oft ironische Brechungen.
Spektakuläre Farb-Inszenierungen
Zu Relangs Laufbahn während der Weltkriegsjahre (1939 war sie aus Frankreich ausgewiesen worden) fand Gesine Emmerich zwar Bildbeispiele, aber kaum Aussagen zu Lebens- und Arbeits-Umständen. Ihre lange Laufbahn für alle namhaften Mode-Illustrierten einschließlich „Vogue“ startete 1946 in ihrer Wahlheimat München mit „Mode in Ruinen“: Diese Trümmerfrauen tragen nicht Kopftuch, sondern Taft und hohe Absätze.
Regina Relang blieb lange beim kühlen Schwarz-Weiß. Und doch zeigt die oberste Ausstellungsetage auch spektakuläre Farb-Inszenierungen. Als 70-Jährige zeigte sich die taffe Fotokünstlerin, die ihre Layout-Vorstellungen bei den Bildredakteuren durchzusetzen wusste, experimentierfreudig: mit Mehrfachbelichtungen, die ihre Mannequins im Folklore-Look der 1970er mitten in den Dschungel von Henri Rousseau platzierten.
Von Bildbänden bis zum Prinzessinnen-Tag
Die „inszenierte Eleganz“ Regina Relangs bleibt bis zum 18. September in der Ludwiggalerie zu bewundern, geöffnet dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro, in Kombination mit dem Gasometer 13 Euro. Ein 16-seitiges Booklet kostet vier Euro, außerdem gibt’s Fotobände aus dem Münchner Stadtmuseum.
Das Begleitprogramm aus Vorträgen und Museumspädagogik ist umfangreich. Da gibt es am 28. August den „Prinzessinnen-Tag“ für Mädchen ab sechs – und am 11. September den „Vintage-Tag“ für alle, die sich im Stil der ‘40er bis ‘60er Jahre kleiden. Das ausführliche Ausstellungs-Programm ist unter ludwiggalerie.de zu finden.