Oberhausen. . Handwerker finden beim Renovieren einer Wohnung eine Zeitung von 1965. Überliefert ist so: ein schlechter RWO-Kick und ein Schultag von Prinz Charles.

Was war das für ein Tag! Die deutsche National-Elf verliert – mal wieder – gegen Angstgegner England. Die Kollegen von Rot-Weiß Oberhausen machen es auch nicht besser: „RWO-Sturm wirkte wie ein Kindergarten!“ ist in der Zeitung zu lesen. Bessere Stimmung dagegen in Duisburg: Dort eröffnet eine neue Filiale von Horten, Deutschlands viertgrößter Warenhauskette. Es gab viel Gesprächsstoff an diesem Tag – dem 13. Mai 1965. Gesprächsstoff, der wohl in Vergessenheit geraten wäre, wenn da nicht zwei Oberhausener Sanitär- und Heizungsmonteure wären.

Andreas Weichmann und sein Kollege Maik Goldau renovierten eine Wohnung an der Marktstraße. Und bei der Arbeit haben sie es entdeckt. Es steckte zwischen PVC-Boden und den darunterliegenden Holzdielen: ein Teil einer alten Ausgabe des General-Anzeigers. Alte Zeitungen finden sie ja oft, wenn sie Wohnungen renovieren, erzählt Andreas Weichmann. „Aber meistens sind sie zerknüllt. Diese Ausgabe ist erstaunlich gut erhalten.“ Die beiden Handwerker legten die Zeitung ordentlich zusammen und brachten sie in unsere Redaktion.

Der „General Anzeiger für Gross-Oberhausen“ war eine Regionalzeitung. „Amtliches Organ der Stadt Oberhausen“ steht unter dem Titel. 1965 erschien die Zeitung im 61. Jahrgang. Über viele Jahre hatte die Redaktion ihren Sitz am Altmarkt in der Innenstadt. 1966 ging der General-Anzeiger in die WAZ über.

Königliche Geschichten

Und was berichtete der General-Anzeiger am 13. Mai 1965? Von der aus Sicht des Reporters unnötigen Niederlage des RWO gegen Alemania Aachen. „Vor der Pause war es ein gleichwertiges Spiel, in dem die Oberhausener die gleichen Feldanteile hatten, aber – wie so oft – im Sturm versagten. Aachen gewann dank verwandelten Foulelfmeter das Match, stieg am Ende der Saison aus der Regionalliga West in die zweite Bundesliga auf. Oberhausen belegte in der Schlusstabelle lediglich Rang Vier.

Damals wie heute schienen sich die Oberhausener nicht nur für Sport, sondern auch für königliche Geschichtchen zu interessieren. Königin Elizabeth, die vor wenigen Tagen ihren 90. Geburtstag gefeiert hat, stand auch vor 51 Jahren im Mittelpunkt der royalen Berichterstattung. Sie und ihr damals noch sehr kleines Söhnchen Charles. In einer Serie um die junge britische Königin beschäftigten sich die Journalisten damals mit der Erziehung des Prinzen von Cornwall. Es wird berichtet, dass er schon in Kindertagen Londoner Museen und Galerien besuchen sollte, um seinen Horizont zu erweitern. Damit er sich dabei wie ein „ganz normaler Junge“ fühlen konnte, schickte ihn Mama Lisbeth mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die englische Hauptstadt.

Witzig ist auch der Blick auf die Werbe-Anzeigen in der alten Zeitung. Bei Rück gab es den damals technisch hochmodernen „Einknopf-Waschvollautomaten“. 694 DM sollte er kosten. Ein stolzes Sümmchen, wenn man sieht, was das Möbelhaus in einer anderen Anzeige für ein komplettes Schlafzimmer haben will: Kleiderschrank, Bett und Nachtkonsole gab es damals für insgesamt 169 Deutsche Mark. Und noch ein Schmankerl zum Schmunzeln: Der Supermarkt Schätzlein warb vor 51 Jahren für polnische Heidelbeeren, die „stramme Packung“ für 1,98 DM.