Oberhausen. 150 Jugendliche sehen im Zentrum Altenberg Poetry-Clips zum Thema Heimat. Freude bei den Gewinnern, Enttäuschung bei den anderen Teinehmern.
Bereits zum fünften Mal fand im Rahmen der Kurzfilmtage der Poetry-Clip-Wettbewerb für Schüler weiterführender Schulen statt. Die Veranstaltung weckt Interesse fürs kurze Film-Format und bindet gleichzeitig Oberhausener Jugendliche aktiv ins Kurzfilm-Festivalprogramm ein. Die Präsentation der Clips, Umsetzungen von den Teilnehmern selbst geschriebener Texte in bewegte Bilder, lockte 150 Neugierige, die Wettbewerbs-Teams selbst und ihre Mitschüler, vor die Leinwand.
Julia Sandforth, die die Schreibwerkstätten betreut, und Eike Weinreich, der die Clips mit den Teilnehmern produziert hat, begrüßten die auf den Preis hoffenden Schüler der Hauptschule Alstaden und der Gesamtschulen Weierheide und Fasia Jansen, aus deren Reihen die sechs Clips stammten. Ansporn für die Zuschauer, dabei zu sein, war auch die Tatsache, dass ihre Meinung entscheidend war. Sie vergaben den Publikumspreis, in diesem Jahr erstmalig nicht durch lautstarken Applaus, sondern durch Stimmkarten. Die Wettbewerbssieger hatte eine Jury ausgewählt.
Publikumspreis durch Abstimmung
Enttäuschung darüber, dass sehr viel mehr Texte geschrieben worden waren als die sechs, die es in die Verfilmung geschafft hatten, milderte das Team Sandforth-Weinreich mit Lob ab. „Ich war überrascht, bewegt und erfreut darüber, was euch zum Thema Heimat eingefallen ist“, sagte Sandforth. „Eure Figuren bleiben im Kopf, aus ihnen könnte man Romane machen.“ „Schade, dass nicht alle Texte verfilmt werden konnten“, meinte Weinreich.
Danach hieß es: Film ab für „Vielleicht“, eine Produktion der Fasia- Jansen-Gesamtschule. Was ist Heimat? Das perfekte Selfie, 45 Minuten laufen; ohne zu schwitzen, Architekt zu werden und krasse Häuser zu bauen oder eine Familie zu gründen? Gefilmte Fotos zu den vorgetragenen Heimat-Versionen liefen auf der Leinwand.
Film zwei: „Macho“. Etwas am Thema vorbei, aber durch Schnell-Zeichnungen flott in Szene gesetzt haben Hauptschüler eine Liebesgeschichte. „Du bist nicht meine Heimat“, begräbt am Ende ein Mädchen die Hoffnung, auf eine Beziehung mit einem Jungen. Heimat ist Liebe? Zugabe-Rufe und der große Jubel nach dem Film ließen erahnen, dass dieser Film den Publikumspreis bekommen werde. Es geschah später.
„Soldat“ heißt der Gewinnerfilm der Jury, gedreht an der Hauptschule Alstaden. Begründung: „Geschickt gewählte Bilder, gut eingesetzte Effekte, passende Texte.“ Aus der Vogelperspektive wage die Kamera den Blick durchs Klassenzimmerfenster. Um die Protagonisten herum tobe das Leben.
Zu sehen sind Leute, die den Außenseiter umkreisen. Man hört Sätze wie: Hier sieht alles ganz anders aus. Mein Vater ist Soldat. Er hat uns nach Deutschland gebracht. Ich weiß nicht, was mich erwartet.
Gewinner gehen shoppen
Ebenfalls um einen Soldaten geht’s im Film „Mein Freund Blackburn“ (Weierheide), für den junge Leute eine Gedenkfeier veranstalten. Der Clip „Heimatlos“ (Fasia Jansen) thematisiert die Angst Heimatloser vor der Zukunft und die Angst derer, die sich beheimatet fühlen, vor ihnen. Der Clip „Plötzlich wir“ zeigt jemanden, der allein ohne Begleitung ein Konzert besucht, sich erst ausgeschlossen fühlt und dann immer mehr in die Gemeinschaft hinein wächst.
Die Gewinner-Clips des Jury- und des Publikumspreises, in diesem Jahr durch die gleichen Akteure der Hauptschule Alstaden in Szene gesetzt, erhalten Einkaufsgutscheine fürs Centro sowie Geldpreise, die an die Schule gehen, für eine Anschaffung, von der hoffentlich auch die Teinehmer des Wettbewerbs profitieren werden.
Das Projekt Poetry Clip-Wettbewerb wird von der Sparkassen-Bürgerstiftung gefördert. Die Wirtschaftsbetriebe (WBO) und die Agentur bgp-emedia sind Sponsoren des Wettbewerbs. Die Preisgelder spendieren die Energieversorgung Oberhausen (EVO) und die Bürgerstiftung der Sparkasse.