Oberhausen. Kunstprojekt „Truck Track Ruhr“ geht mit Album 1 auf Tour. Sieben Haltestellen, sieben Hörspiele vor sich selbst inszenierenden Bühnen.

Sieben Städte, 49 Orte, 49 Kurz-Inszenierungen ohne Darsteller: Ein Jahr lang setzt das Projekt „Truck Tracks Ruhr“ des Autoren-Regie-Teams Rimini Protokoll und der Kulturinstitution Urbane Künste Ruhr das Revier in Szene, erlebbar im rollenden Zuschauerraum als einmalige Mischung aus Hörspiel, Filmvorführung, Diaschau, Stadtrundfahrt und Gemeinschaftserlebnis mit Geräusch- und Klanguntermalung. Der Startschuss fiel am Donnerstagabend in Oberhausen. Viele der beteiligten Künstler nahmen an der Premierenfahrt teil.

Orte sollen überraschen

Das Theater ist Ausgangspunkt von Album 1 der Stadt-Raum-Erkundungstour, die zu den sieben Oberhausener Orten führt, denen eines gemeinsam ist: Mit Sicherheit hätte sie niemand im Publikum ausgewählt, um einem Gast seine Stadt zu zeigen oder ihn dort mit Themen zu konfrontieren, die Leute beschäftigen, die hier leben und sich zu Hause fühlen. Sie zu verraten, würde künftigen Tour-Teilnehmern die Spannung nehmen, das wäre so, als verriete der Krimi-Klappentext dem Leser, wer der Mörder ist.

Wichtig fürs Erlebnis ist: Der Weg ist ebenfalls ein Ziel. Im Truck sind drei Zuschauerreihen auf der Längsseite montiert, was ein höchst ungewöhnliches Fahrgefühl garantiert. Die Tour-Teilnehmer blicken entweder auf drei Leinwände, auf denen man, einem Roadmovie ähnlich, die eigene Stadt an einem vorüberziehen sieht. Oder auf den Leinwänden sind Leute zu sehen, die einen eine Zeit lang anschauen, die Arme verschränkt. Wir sind Oberhausen, sagen sie stumm, ob draußen auf der Straße, in einer Werkstatt, im Schwimmbad oder in einem Labor gefilmt.

Gegensatz zwischen drinnen und draußen

Hebt sich die Leinwand, wird die Sicht frei gegeben auf die reale Umgebung, so dass man ahnt, in welche Richtung es geht. Doch kurz vor den Haltepunkten senkt sie sich wieder. Die Sicht durch die als Fensterfront gebaute Truck-Seite wird erst wieder frei gegeben, wenn die fahrende Tribüne an einem der Spielorte angehalten hat. Der jeweilige Ausblick dient dann praktisch als sich selbst inszenierende Bühne für ein kurzes, zum Ort passendes Hörspiel.

Besonders witzig ist der gewollte Gegensatz zwischen drinnen und draußen an belebten Orten. Es erzeugt ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass Leute, die auf den Truck blicken, keine Ahnung davon haben, was in dem Gefährt gerade vor sich geht. Neugierde bei denen, die den Truck sehen, zu wecken, ist die für das Projekt beste Reaktion. Denn: Eine Fahrt lohnt sich wirklich und ist täglich – außer montags und am 1. Mai – ab 18 Uhr möglich bis zum 10. Mai. Karten im Oberhausener Theater, 85 78-184.