Oberhausen. “Vom Wasser, Meer und mehr“ heißt die aktuelle Auswahl der Gemälde Sibylle von Guionneaus in der KiR-Galerie, bis 29. Mai im Oberhausener Europahaus.
Sie malt Freifrauen und Gräfinnen nach ausgedehnten Foto-Sessions (oder nach historischen Fotografien), porträtiert Unternehmer und Mediziner. Doch für die aktuelle Ausstellung der KiR-Galerie bleibt Sibylle von Guionneau ganz familiär: Die lebensvollen Porträts zeigen ihre sportlichen Enkel – und als Blickfang in der Mitte des Raums die Künstlerin im Doppel-Selbstbildnis.
„Vom Wasser, Meer und mehr“ heißt die Auswahl überwiegend junger und jüngster Gemälde der 73-Jährigen. Das Motto stimmt: Hier ist wirklich mehrheitlich Meer zu sehen, verbreitet sich – umgeben von Wasser und treibenden Wolken – die lichte Ferienstimmung eines Sommers an der See. „Die heitere Seite des Lebens“, nennt Winfried Baar, Vorsitzender der Kunstinitiative Ruhr, das Sujet seiner KiR-Kollegin.
Deren „Heimathafen“ liegt dort, wo Kleine und Große Hase plätschern, im niedersächsischen Badbergen. Wasser als prägendes Motiv in den Bildern Sibylle von Guionneaus hat allerdings andere, maritime Dimensionen: „Am Liebsten möchte ich das Geräusch der Brandung mit ‘reinbringen – aber das sind dem Maler Grenzen gesetzt.“
Farben von nordischer Unwirklichkeit
Doch die Lichtreflexe auf Wellen oder stilleren Wassern sind in Perfektion in Öl auf Leinwand gebannt: Dieser Naturalismus der Weite lässt selbst kleinere Formate „groß“ wirken. Und Sibylle von Guionneau war schon vor über 50 Jahren an der Werkkunstschule Düsseldorf – „zur Wut meiner Professoren“ – überzeugte Realistin. „Ich habe nie ein abstraktes Bild gemalt.“
Realismus kann bei Sibylle von Guionneau aber auch Surrealismus meinen. Neben eine naturalistisch-stille Flusslandschaft platzierte sie einen „Emsbogen surrealistisch“ in den Farben eines Edvard Munch. Auch ihr Seestück von einer Anhöhe der äußeren Hebriden „im Mondlicht“ hat diese Anmutung nordischer Unwirklichkeit.
Unter eine Mondsichel setzte sie auch das Traubild eines Steinkreises, davor zwei Eulen und einer ins Bild hineinkriechenden Frau. „In Schottland gemalt“, sagt Sibylle von Guionneau. „Aber ich denke nicht daran, dieses Geheimnis zu lüften.“
Bis zum 29. Mai ist im Europahaus noch Gelegenheit, vor den hohen Himmeln dieser Landschaften die Gedanken treiben zu lassen.