Oberhausen.. Gegenüber der Antony-Hütte steht der denkmalgeschützte Turm des Schachts IV. Sein Mauerwerk umhüllt ein Relikt: ein gewaltiges Fördergerüst
Die Kette zwingt uns in die Knie: Trotzig hängt sie vor der geöffneten braunen Tür ins verwitterte Mauerwerk, so dass man sich nur gebückt unter ihr hindurch ins Innere des Gebäudes schieben kann. Erst im Aufrichten können wir in den Bauch eines Kolosses blicken, der stadtweit seinesgleichen sucht: der denkmalgeschützte Förderturm über dem ehemaligen Schacht IV der Zeche Osterfeld.
FörderturmSchacht IV Zeche Osterfeld
Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Gutehoffnungshütte den Bau einer neuen Außenanlage für ihre Osterfelder Zeche beschlossen. Die Wege für die Bergleute unter Tage waren zu lang geworden, die Wetterversorgung zudem schlecht. Das neue Gerüst, von dem aus die Kumpel ab 1924 einfahren konnten, sollte anders als auf umliegenden Zechen aber nicht frei in der Landschaft stehen. Mit Hilfe des Architekten Toni Schwingen ließ die GHH es vielmehr verpacken – in jene rot gemauerte Stahlfachwerk-Konstruktion, die noch heute, rund 90 Jahre nach Inbetriebnahme, gegenüber der St.-Antony-Hütte steht.
Turm wird saniert
Der Schritt von Detlef Herzmann hallt in dem rund 300 Quadratmeter großen, knapp zwei Dutzend Meter hohen Erdgeschoss des Turmes, als er zum Fuß des Fördergerüsts geht. Herzmann führt die Projektentwickler KLG, die nach den Plänen des Oberhausener Architekten Wilhelm Hausmann ums Denkmal eine Wohnsiedlung errichten. Auch der Turm wird saniert, „eine Herzensangelegenheit“, sagt Herzmann.
Unter dem Fördergerüst wellt sich der Boden an jener Stelle, an der lange Jahre der Personenkorb in den Schacht eingelassen wurde. Links daneben eckt eine Treppe in Etappen von bis zu 36 Stufen in die Höhe; mit jedem Meter wird der Wind durch die zerschlagenen Fenster kühler. Alle paar Absätze dehnt sich rechts und links der Stufen ein Rundweg zu bereits abblätternden Graffiti aus. Tauben gurren aus den vielen Nischen, die sie im Turm gefunden haben.
Blick bis nach Prosper Haniel
Ganz oben durchstoßen die Treppen eine Zwischendecke, aus der eine bis zu drei Metern dicke Metallscheibe ragt. Eingefasst in eine Turmfördermaschine sind über diese Seilscheibe einst die Personenkörbe in den Schacht eingelassen worden. Von hier spiegelt der Blick durchs Fenster ein eigenartiges Bild wider: Man sieht bis zur Zeche Prosper Haniel, dem letzte aktive Steinkohlen-Bergwerk im Ruhrgebiet.