Oberhausen. . Immer mehr Oberhausener wollen mehr als nur in der Kneipe kickern. Der Post SV Oberhausen hat ein neues Trainingsangebot für Kinder und Jugendliche.
Das Handgelenk liegt fest am Griff an. Der Unterarm übt zusätzlichen Druck aus, damit der Ball unter der Spielfigur eingeklemmt bleibt. Spannung liegt in der Luft. Dann geht alles ganz schnell: Die Spielerin am Tisch zieht den Arm nach oben, das Männchen an der Stange macht eine 360-Grad-Wende und donnert den Ball ins Tor. Euphorischer Jubel! Tischfußball wird immer beliebter. Immer mehr Menschen reicht es nicht, in Kneipen zu kickern. Sie wenden sich Vereinen wie dem Oberhausener Post SV zu, um ihr Spiel zu perfektionieren. Darauf reagiert der Verein nun und bietet ein neues Training für Kinder und Jugendliche an.
„2010 sind wir mit sieben Mann gestartet, jetzt haben wir schon 55 Mitglieder“, sagt Werner Hememersbach, Abteilungsleiter Tischfußball beim Post SV. Und die Kicker sind auch noch erfolgreich: Vier Mannschaften spielen in den verschiedenen NRW-Ligen, eine Mannschaft kickert in der 2. Bundesliga.
Unter anderem auch Reiner Schön Varela und Tim Dithmer. Die beiden Freunde haben die Liebe zum Kickern vor einigen Jahren am Berufskolleg für sich entdeckt. Irgendwann ging es dann einfach nicht mehr ohne. „Kickern macht süchtig“, sagt Tim Dithmer. Der 22-Jährige kümmert sich beim Post SV ab sofort um die Kicker-Jugend, möchte begabte Jungs und Mädchen fördern und ihnen die Möglichkeit geben, Kickern zu ihrem Sport zu machen.
Den Ball ins lange Eck gesemmelt
Begabte Kinder wie der elfjähriger Kuljit zum Beispiel. Den hat Tim Dithmers im CVJM-Heim in der Innenstadt kennengelernt. Dort kickert Kuljit regelmäßig, hat sogar schon ein Turnier gewonnen. Und warum macht Kickern so großen Spaß? Kuljit weiß nicht so recht, was er antworten soll. Er ist in sein Spiel vertieft, verfolgt konzentriert den kleinen Ball auf dem Spieltisch. „Ich mag Sport einfach“, sagt er, verkneift die Augen, grinst und semmelt den Ball ins lange Eck. Tooooor!
Aber ist Kickern tatsächlich ein Sport? „Oh ja“, sagt Tim Dithmer. „Wir kommen gehörig ins Schwitzen.“ Bei Einzelspielen muss man alle Griffe allein bedienen. „Man mag es nicht glauben, aber dabei rennen wir“, bestätigt auch Reiner Schön Varela. Der Sport habe auch etwas von Schach oder Poker: Man müsse seine Gegner einschätzen, jeden Spielzug vorausdenken.
Blind drauflosschießen ist bei den Profis verpönt. „Und dazu auch unnötig“, sagt Tim Dithmer. Nach einem halben Jahr Training hätten Spieler ein so gutes technisches Level erreicht, dass man Bälle lieber blockt, Pässe spielt und gekonnt im Tor versenkt statt auf sein Glück zu vertrauen. Da bestünde selbst für die Reporterin noch Hoffnung, die nach ihrem ersten Kickertor gegen die Profis erst vor Stolz platzen könnte, dann aber auf den Boden der Tatsachen geholt wird: „Das erste Tor schenke ich meinem Gegner eigentlich immer. Um zu sehen, welche Schuss-Vorlieben er hat“, sagt Reiner Schön Varela augenzwinkernd.
Jugend trainiert jeden Montag
Montagabend trifft sich der Kicker-Nachwuchs wieder in den Räumen des Post SV an der Herderstraße 29 in Styrum. Die Jugend trainiert montags von 17 bis 19 Uhr. „Jeder ist herzlich willkommen und kann einfach vorbeikommen“, sagt Tim Dithmer. Nähere Infos gibt es bei Facebook: facebook.com/KickerfreundeObJugend oder „Kickerfreunde Oberhausen Jugend“ in die Suchmaske eingeben.
Ein offenes Training gibt es dienstags und freitags ab 17 Uhr. Generell gilt: Drei Mal schnuppern ist gratis. Danach wird eine Tischgebühr von 2,50 Euro pro Abend fällig. Eine Mitgliedschaft im Post SV kostet 63 Euro im Halbjahr (Familien: 75 Euro).