In der Soccerworld in Oberhausen rollt der Ball ausnahmsweise nicht über den Rasen: Auf den Monitoren geht es um die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft - bei Pro Evolution Soccer. Die Profis der Szene sind gekommen: auch der Deutsche Meister Dennis Winkler.
Der Blick ist stringent aufs Ziel gerichtet. Dennis Winkler hat den Ball anvisiert, steht in Trikot und Sportklamotten auf dem Feld der Soccerworld in Schmachtendorf. Trotzdem wird er seine Füße nicht benutzen, um das runde Leder ins Tor zu befördern.
„Daaas kann doch wohl nicht wahr sein”
Dennis Winkler (19) aus Remscheid ist eSportler - und als solcher richtig gut. Er sitzt vor der Videospiel-Konsole und ist eifrig dabei, bei der Fußball-Simulation Pro Evolution Soccer den Ball ins Tor zu befördern. Am Samstag trafen sich knapp 200 Athleten zum letzten Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaft, die im August bei der Games Convention in Leipzig vor großem Publikum veranstaltet wird.
„Pro Evolution Soccer kann man nicht mit realem Fußball vergleichen. Training ist nicht so wichtig – dafür musst du im Spiel mental stark sein”, sagt Winkler. Soll heißen: Die Nerven behalten, auch wenn der Knicker auf dem Monitor zum wiederholten Mal im eigenen Tor einschlägt. Das haben längst noch nicht alle verinnerlicht: „Daaas kann doch wohl nicht wahr sein”, „Mensch, du lässt dich einfach ausspielen: durch fünf, sechs Mann!” Oder manchmal ist es einfach nur ein lauter Aufschrei, der durch die Soccerhalle schallt.
Elektronischer Sport ist emotional. Ein reiner Daddel-Reigen ist es längst nicht. Dennis Winkler spielt für den Clan mousesports. Das bedeutet große Turniere, interessante Location – und immer wieder reizvolle Preisgelder. 2000 Euro und mehr kann man bei großen Pro-Evolution-Soccer-Turnieren bereits verdienen. Obwohl der Titel längst nicht zu den populärsten eSport-Disziplinen zählt. Dennis Winkler ist der amtierende deutsche Meister - und für die neuerliche Endrunde längst qualifiziert. Er denkt nun international, da der deutsche Champion an der Europameisterschaft teilnehmen darf. Dann geht es nicht nur um Kohle, sondern den Ruhm innerhalb der Szene.
Champions dürfen zur Europameisterschaft
Zunächst steht in Oberhausen das nächste Duell an: Während die einen auf chilligen Matten gemütlich den nächsten Wettbewerben verfolgen, bearbeitet Winkler wieder die Steuerungseinheit. Marco Bernoccolo (22) heißt sein Gegner. Auf dem Monitor spielt Frankreich gegen Brasilien. Bei der Konami PES League treten die Starter ausschließlich mit Nationalteams an. Schnell steht es 4:0 – klare Sache für Dennis. Einen fairen Handschlag gibt es anschließend trotzdem. „Es kommt vor, dass meine Freunde mich herausfordern. Aber die verlieren meist schnell die Lust gegen mich zu spielen”, grinst Winkler.
Was eSport ist, wisse sein Freundeskreis jedoch ganz genau. Wie sieht es aber außerhalb der Szene aus? „Es ist einfacher, ein Sportspiel in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei Ego-Shootern wie Counter-Strike gibt es einfach zu viele Vorbehalte. Da ist noch eine Menge Aufklärung nötig.”
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