Oberhausen. Gut ein Dutzend grölender Rechter sind in der Nacht vor eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Oberhausen gezogen. Die Polizei erwartete sie dort schon.
"Unsere Fahne, unser Land - maximaler Widerstand", "Sieg Heil" und andere rassistische Parolen sind auf einem kurzen Video zu hören, das die Facebook-Gruppe "Willkommen in Oberhausen" im sozialen Netzwerk hochgeladen hat. Ein Anwohner hat gefilmt, wie am Donnerstagabend 14 brüllende Rassisten durch die Schladstraße zogen und gegen Autos und Häuserwände urinierten. Ihr Ziel war vermutlich die ehemalige Stötznerschule, in die am Freitag 150 Flüchtlinge einziehen sollen.
Oberhausens Polizeisprecher Tom Litges erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion am Freitagmorgen zunächst: "Wir haben am Nachmittag einen Hinweis darauf bekommen, dass Menschen aus dem rechten Umfeld zur Flüchtlingsunterkunft ziehen wollen. Wir wissen noch nicht, was genau sie dort vorhatten. Aber Dank des Hinweises konnten wir früh genug in der Nähe mit ausreichend Kräften Stellung beziehen und schnell agieren." Später nannte die Polizei nähere Details. Demnach habe gegen 18.30 Uhr eine Bürgerin den Hinweis auf vier offensichtlich rechte Personen in einem Zug erhalten und die Polizei darüber informiert. Als die Beamten am Bahnhof Oberhausen die Männer kontrollieren wollten, flüchteten diese. Daraufhin habe die Polizei ihre Präsenz rund um die Asylbewerberheime verstärkt.
Alle Personen festgenommen
Gegen 21.35 Uhr seien die Rassisten dann volksverhetzende Parolen grölend in der Schladstraße auf die Polizisten getroffen. Zunächst wurde eine Person festgenommen, gegen alle anderen wurde ein Platzverweis ausgesprochen. "Dem Platzverweis sind die Personen allerdings nur sehr mürrisch nachgekommen und haben dann weiter ausländerfeindliche Parolen skandiert. Daraufhin wurden sieben weitere Personen im Alter von 20 bis 42 Jahren aus Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen in Gewahrsam genommen", erklärt Polizeisprecher Litges. Darunter sei auch ein 19-jähriger Duisburger gewesen, der zuvor am Oberhausener Bahnhof vor der Polizei geflüchtet sei.
Trotz der Festnahmen hat die Polizei die ganze Nacht vor der neuen Flüchtlings-Unterkunft Beamte stationiert. Aus Sicht der Behörde ist der Einsatz Dank des Hinweises glimpflich verlaufen. Ein vergleichbarer Fall in Oberhausen ist der Polizei nicht bekannt. Noch in der Nacht wurde der Staatsschutz verständigt, der die Ermittlungen übernommen hat. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die Personen wieder aus dem Gewahrsam entlassen, die Ermittlungen wegen Volksverhetzung dauern an.
Konkrete Hinweise auf einen möglichen geplanten Anschlag auf die Erstaufnahmeeinrichtung liegen der Polizei bisher nicht vor.
Stadt Oberhausen ist entsetzt über fremdenfeindliche Provokation
Die Oberhausener Stadtspitze reagierte am Freitagvormittag ihrerseit auf den Vorfall und erklärte ihr Entsetzen über die nächtlichen Vorkommnisse vor der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge an der Schladstraße. In einer gemeinsamen Erklärung mit allen Mitgliedern des Verwaltungsvorstandes verurteilen Oberbürgermeister Klaus Wehling und der Erste Beigeordnete Apostolos Tsalastras die fremdenfeindliche Provokation scharf.
„Wir sind tief betroffen und schämen uns für die nächtliche Zusammenrottung von Randalierern vor der Stötznerschule. Das Verhalten dieser Gruppe ist absolut inakzeptabel und schändlich. Wir danken der Polizei für ihr schnelles und entschlossenes Einschreiten. Wir danken ebenso den aufmerksamen Bürgern, die durch ihre Hinweise dazu beitragen konnten, dem braunen Spuk ein schnelles Ende zu bereiten. Die Botschaft dieser Nacht an alle Fremdenfeindlichen und Verblendeten muss lauten: Oberhausen ist hellwach. Oberhausen ist aufmerksam. Und Oberhausen ist offen, tolerant und solidarisch."
Bei allen Herausforderungen, vor die der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen auch die Oberhausener stelle, gebe es es in Oberhausen "kein Platz für Intoleranz und Hass auf Fremde oder Minderheiten." Entschieden stelle man sich in einer "Allianz der Anständigen" dagegen. Und stehe solidarisch an der Seite derer, die ihre Heimat in höchster Not und aus Angst vor Gewalt, Folter und Mord verlassen mussten.