Oberhausen. . Ein Symposium über die Ursachen von Raucherbein, Aneurysmen, Herzinfarkt und Schlaganfall fand in Oberhausen statt.

Die Gefäßmedizin gehört zu den jüngeren medizinischen Fachdisziplinen. Erst seit 1985 gibt es dafür einen eigenen Fachverband in Deutschland. Dessen westdeutscher Ableger veranstaltet seit 2014 ein Gefäßsymposium abwechselnd in Bielefeld und in Oberhausen. In diesem Jahr war Oberhausen wieder Tagungsort. Und mit knapp 400 Teilnehmern in der Luise-Albertz-Halle, darunter zu 80 Prozent Ärzte, übertraf die Resonanz die Erwartungen ihrer Veranstalter. „Jeder, der in Nordrhein-Westfalen in der Gefäßmedizin Rang und Namen hat, war hier“, berichtete am Samstag, zum Ausklang der dreitägigen Veranstaltung, Dr. Siamak Pourhassan. Der niedergelassene Facharzt aus Sterkrade hat die Tagung organisiert.

„Unser Grundproblem ist die Arteriosklerose, die Verkalkung der Schlagadern“, sagte Dr. Pourhassan. Zunehmende Kalkablagerungen dort gehörten zwar zum natürlichen Alterungsprozess beim Menschen. „Aber wir können diesen Prozess durch unser eigenes Verhalten beschleunigen oder verzögern.“ Die Risikofaktoren sind immer die gleichen: Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, aber auch chronische Lungenleiden.

Und so erkranken in Deutschland jährlich bis zu 200.000 Menschen am Gefäßverschluss der Beine, dem Raucherbein, werden bis zu 20 000 Operationen an der Halsschlagader durchgeführt, um Schlaganfälle zu vermeiden. Die gleichen Ursachen können auch zu einer völlig anderen Erkrankung führen, zur Bildung von Aneurysmen, das sind Gefäßerweiterungen. Schlimmstenfalls können sie zum Platzen einer Hauptschlagader führen. „50 Prozent der Betroffenen überleben das nicht“, sagte Dr. Hinrich Böhner aus Dortmund, der Vorsitzende der westdeutschen Gefäßmediziner. Dabei lasse sich eine solche Erweiterung im Bauchraum beim normalen Ultraschall erkennen. Die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader sei dagegen eine Untersuchungsmethode, die nicht jeder Hausarzt durchführen könne.

Grundproblem Arterienverkalkung

„Wir haben momentan zwei Kon­troversen auf dem Gebiet“, berichtete Dr. Pourhassan über den Verlauf des Symposiums. Einmal gehe es um die Frage, wie Aneurysmen operiert werden sollten, ob offen oder von innen, mit einem sogenannten Stent, einer Gefäßabdichtung. Und dann gebe es derzeit auch zwei Lager, was die Überbrückung von zugesetzten Beinschlagadern angeht, ob nämlich besser Kunststoffprothesen oder körpereigene Venen als Gefäßersatz dienen sollten.

Zu den häufigsten Erkrankungen für Gefäßmediziner gehören Krampfadern. Die entsprechenden operativen Eingriffe gibt es nach Angaben von Dr. Pourhassan schon seit über 100 Jahren. Jährlich fänden in Deutschland 200.000 statt. Auch darüber tauschten sich die Fachleute in Oberhausen aus. „In der Medizin sind nur 20 Prozent gesichertes Wissen, 80 Prozent aber Erfahrungswissen“, berichtete Dr. Böhner. Deshalb sei der Gedankenaustausch ja so wichtig.

Nicht zu verwechseln mit dem Raucherbein sind Beinvenenverschlüsse, also Verschlüsse jener Blutgefäße der Beine, die das Blut zurück zum Herzen transportieren. Daran erkranken rund 100.000 Menschen jährlich. Das kann nach einer Kniespiegelung auftreten. Generell nimmt die Gefahr mit zunehmendem Alter zu. Bewegungsarmut und die Anti-Baby-Pille sind weitere Risikofaktoren.

„Angst vor Krankheiten ist aber ein schlechter Ratgeber“, warnte Dr. Pourhassan. Und Dr. Böhner ergänzte: „Wir wissen einfach noch zu wenig darüber, um die Lebensweise eines Menschen allein für eine Erkrankung verantwortlich zu machen. Denn es würden auch Menschen an Raucherbein erkranken, die nie geraucht hätten. Allerdings sei Fakt, dass sich dabei durch die Kombination der vier Risikofaktoren ein um das 16-fach höhere Erkrankungsrisiko ergebe. 2018 tagen die Ärzte wieder in Oberhausen.