Oberhausen. . Ein Bewohner Oberhausen-Schmachtendorfs erlitt ein Trauma, weil bei ihm zwei Mal hintereinander eingebrochen wurde. Beim zweiten Mal begegnete er den Tätern.
Werner P. (Name von der Redaktion geändert) lebt mit seiner Frau idyllisch im Grünen in Schmachtendorf. Besser hätte es das Ehepaar kaum treffen können. Dennoch überlegen die beiden, ob sie nicht wegziehen sollten. Denn schon zwei Mal innerhalb kurzer Zeit wurde in ihr Haus eingebrochen. Beim zweiten Einbruch erlitt der 60-jährige Oberhausener ein Trauma, gegen das er nun mit Hilfe einer Psychologin angeht.
Habe ich abgeschlossen?
Werner P. vergisst seit dem zweiten Einbruch regelmäßig, wenn er das Haus verlässt, ob er abgeschlossen hat. „Dann nehme ich das hier zur Hilfe“, sagt er und zeigt auf ein Diktiergerät. Da spricht er drauf, dass alles gut verschlossen ist. Aber das Gehirn suche sich einen Ausweg. „Plötzlich überlege ich, ob ich den Wasserhahn abgedreht habe.“ Aus Angst vor einer Demenz ließ sich der Oberhausener schon testen. Es war alles in Ordnung.
An jenem Tag im Juni 2015, als die Diebe das zweite Mal kamen, da war gar nichts Ordnung. Kurz bevor Werner P. morgens das Haus verließ, schellte ein Herr von der EVO. Er wollte den Zähler ablesen und fragte nach dem Hund der Familie. „Wir hatten jahrelang Hunde“, erklärt der 60-Jährige. Liebevoll nimmt er das gerahmte Foto ihres letzten, leider verstorbenen Vierbeiners in die Hand und sagt: „Wenn er noch hier gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.“
Aber ohne den treuen vierbeinigen Wächter passierte es eben doch. Werner P. verließ um 10.15 Uhr das Haus. Er fuhr nur kurz weg. Um 11.30 Uhr kam er schon wieder zurück. Der Schmachtendorfer fuhr in die Einfahrt und sah aus dem Augenwinkel, wie jemand aus dem Haus lief. Er fühlte sich eingesperrt in seinem Auto, wusste nicht, wer da am Anfang der Einfahrt lauerte. Werner P. verließ seinen Wagen dennoch. Sah, dass die Küchenfensterscheibe eingeschlagen war. Und bekam dann noch einen Schreck, weil er dachte, mit dem EVO-Mann einen Einbrecher ins Haus gelassen zu haben. „Wir haben das später nachgeprüft, der Herr war wirklich von der EVO“, war Werner P. beruhigt.
Fensterscheibe eingeschlagen
Das Trauma war dennoch da. Der Schock, so erklärt es der 60-Jährige, fror den Austausch der linken und rechten Gehirnhälfte ein. Das führte zu den Erinnerungsverlusten beim Verlassen des Hauses, gegen die Werner P. jetzt ankämpft.
Gestohlen wurde bei diesem zweiten Einbruch nichts. Das Ehepaar hatte keine Wertgegenstände im Haus. Die Einbrecher schlugen wieder eine Fensterscheibe ein. Obwohl man nach dem ersten Mal die Scheiben verstärkte. „Mittlerweile sind wir kurz vor Panzerglas“, sagt der Oberhausener über die neuerliche Verstärkungsaktion.
Erster Einbruch im Urlaub
Das erste Mal kamen die Einbrecher im Sommer 2014. „Da waren wir in Urlaub“, sagt Werner P.. Damals schon hatten sie ihre Fenster und Türen auf Anraten der Polizei mechanisch gut gesichert. „Ich habe eine sehr hohe Meinung von der Polizei“, sagt der 60-Jährige. Polizeibeamte hätten ihnen von einer Alarmanlage abgeraten, weil die erst recht signalisiere, hier gibt es etwas zu holen. „Durchs Glas gehen Einbrecher nicht, sagte die Polizei“, erzählt der Mann. Gingen sie dann aber doch. Wahrscheinlich weil das Haus so abgelegen liegt, dass Nachbarn das Klirren des Glases kaum mitbekommen dürften. Die Täter schlugen die Scheibe des Küchenfensters ein. Sie stahlen Schmuck und Geld und richteten einen Schaden von 20.000 Euro an.
„Sie zogen Sachen aus den Schränken und suchten nach Schachteln und Schatullen“, erzählt der 60-Jährige. Dieses Gefühl, dass Fremde im Haus waren, das mache ihm und seiner Frau – anders als den meisten Menschen – nicht zu schaffen. Das Trauma ist ja auch schon schlimm genug.