Oberhausen. Zuschauer erleben „Zwei Waagerecht“ im Kammerspielchen hautnah. Unterhaltungskunst auf hohem Niveau. Ein schöner, intimer Theaterabend.

Jede Begegnung kann ein Anfang sein: Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich gerade niedergelassen in einem völlig leeren Zugabteil und der einzige andere Fahrgast im Zug erklärte Ihnen: „Sie sitzen auf meinem Platz!“

Das kann kein Zufall sein

Genau dies passiert der Psychologin Janet zu Beginn der Komödie „Zwei Waagerecht“, die jetzt im Oberhausener Kammerspielchen Premiere feierte. Dass sie empört reagiert, ist kein Wunder. Dass sie ihm dann aber doch ihren Platz überlässt, verdankt der Fremde seiner Begründung: Genau auf diesem Platz habe er es bei der letzten Fahrt geschafft, das Kreuzworträtsel der New York Times zu lösen. Und genau mit diesem Rätsel ist auch Janet gerade beschäftigt.

Das kann kein Zufall sein, ist Josch, der sich Janet als Tom vorstellt, überzeugt und leitet daraus ein Recht auf nun folgende Versuche ab, mit seiner Mitfahrerin zu kommunizieren. Die reagiert zunächst extrem genervt, aber dann zunehmend zugewandter.

Schnell stellt sich heraus, dass Janet, die sich nun ihrerseits als Rita vorgestellt hat, im Rätsellösen eine heilige Herausforderung sieht, die so gewissenhaft erfüllt werden muss wie andere Pflichten. Aufgeben ist für sie ebenso ein Zeichen von Charakterschwäche wie das Abschreiben eines Lösungswortes. Ihr Mitreisender sieht das völlig anders und den Sportteil der Zeitung durchaus als Alternative. Das wiederum bringt Janet auf die Palme.

Der Zuschauer des sich nun entwickelnden Rededuells zwischen Frau und Mann erlebt die Zugfahrt auf der kleinen Hinterhofbühne des Gdanska hautnah, was durch Geräusche des bremsenden, in Bahnhöfe ein- und ausfahrenden Zuges akustisch trefflich untermauert wird. „Wenn der Zug anhält, hat man das Gefühl, auf dem Patz nach vorn geworfen zu werden“, sagte Zuschauerin Maria Golebiewski. „Man ist so dicht dabei, da möchte man sich am liebsten mal einmischen in das Gespräch der beiden.“

Beste Unterhaltung auf hohem Niveau

Dass sich alle Zuschauer sehr angetan äußerten, verdankt der Theaterabend dem hervorragenden Spiel der beiden Darsteller. Kirsten Annika Lange und Michael Halbey erweckten den Eindruck, die Rollen seien ihnen auf den Leib geschrieben. Hinzu kommt, dass diese Komödie des Autors Jerry Mayer zwar keine Schenkelklopfer, aber unglaublich viel hintersinnigen Humor bereit hält sowie überraschende Wendungen des Geschehens. Es kommt praktisch immer alles anders, als man gerade noch vermutete, und am Ende sogar, so viel sei verraten, zu einer Verabredung – vielleicht.

Das Stück bietet beste Unterhaltung auf hohem Niveau, wie maßgeschneidert für einen feinen, intimen Theatergenuss im netten Ambiente. Die nächste Aufführung ist für Samstag, 20. Februar, geplant.

Die nächste Aufführung der Komödie „Zwei Waagerecht“ findet am Samstag, 20. Februar, im Kammerspielchen des Gdanska statt. Beginn: 20 Uhr. Die Zuschauer betreten die kleine Bühne durch den Hinterhofeingang, Gutenbergstraße 8 am Altmarkt.

Karten (20 Euro) können telefonisch unter der Rufnummer 0202 946 999 20 vorbestellt werden. Online unter www-theater-kammerspielchen.de. Am Freitag 26. Februar, wird „Die Ehe ist ein seltsames Spiel“, eine Komödie von Lore Duwe, gespielt.