Oberhausen. Marcus Paashaus bietet an der Oberhausener Bahnhofstraße freiverkäuflich Waffen an. Nach Silvester boomt das Geschäft, weil die Menschen Angst haben.
Die Ladentür von Paashaus an der Bahnhofstraße 31 in Sterkrade kommt nicht zur Ruhe. „Ich hätte gerne Pfefferspray.“ – „Ich suche einen Elektroschocker.“ – „Ich hätte gerne einen Schrillalarm.“ Immer mehr Kunden, die das Traditionsgeschäft betreten, wollen sich schützen. „Am Dienstag hatte ich ganz viele junge Frauen hier, die in Köln studieren“, sagt Marcus Paashaus. Eine Frau habe erzählt, wie auch sie in der Silvesternacht begrapscht worden sei, sich die Polizei aber nicht traute, etwas zu unternehmen. Jetzt möchte sie Pfeffer- oder CN-Gas zum Schutz.
„Wir brauchen mehr Polizei“
Obwohl Marcus Paashaus freiverkäufliche Waffen anbietet und die Leute jetzt kaufen wie verrückt, gefällt ihm die ganze Entwicklung nicht. „Die Bevölkerung wächst und wir brauchen dringend mehr Polizeibeamte mit weitreichenderen Befugnissen“, fordert er. Es könne doch nicht sein, dass eine Polizistin sich in Duisburg Marxloh als Bitch beschimpfen und anspucken lassen müsse, sagt er, was ihm missfällt. Oder: „Einer meiner Kunden, ein Türke, hat jahrelang unter Tage gearbeitet und sich dann ein Haus in Marxloh gekauft“, erzählt Paashaus. Sie hätten dem Mann dort immer wieder die Scheiben eingeworfen. „Er ist weggezogen, mit Pfefferspray konnte ich ihm natürlich nicht helfen“, sagt der Geschäftsmann.
Dieser Run auf freiverkäufliche Waffen, der durch Köln noch einmal angeheizt wurde, habe bereits im November begonnen, erklärt Herbert Paashaus, Vater von Marcus. Zur dunklen Jahreszeit sei ein Anstieg zwar normal, aber so extrem sei es noch nie gewesen.
"85 Prozent, der Leute, die zu uns kommen, ist etwas passiert"
„Ursache sind die vielen Einbrüche“, erfährt der Sohn von den Kunden. Dazu kommen sexuelle Übergriffe. „85 Prozent, der Leute, die zu uns kommen, ist etwas passiert“, sagt er und erzählt von den Schmachtendorfern, die nachts wach geworden seien und die Einbrecher neben dem Bett stehen gehabt hätten. Die erschreckten Leute wollen dann etwa CN-Gas, von dem der Gegner erbricht. Pfeffespray sei nur zur Abwehr von aggressiven Tieren zugelassen und allenfalls bei Notwehr erlaubt. So viel Spray auch verkauft wird, der Polizei sind keine gravierenden Vorfälle damit bekannt, wie Sprecher Axel Deitermann sagt.
Silvester-Übergriffe in KölnPaashaus bietet auch Stromschocker an. „Die sind ideal im Wohnwagen auf engem Raum, ansonsten rate ich davon ab, weil sie einem schnell aus der Hand geschlagen werden“, sagt er. Eine Kundin, die sich einen Schocker wünscht, weil sie sich auf ihrem dunklen Garagenhof fürchtet, kauft dann auch ein Spray. Richtig gut gehen Gaspistolen. Hier bemerkt auch die Polizei, dass mehr kleine Waffenscheine beantragt werden. Die brauche man, um die Pistolen auch mit raus nehmen zu können. Axel Deitermann rät da aber zur Vorsicht, nicht mal Polizisten könnten die Gaspistolen von scharfen Waffen unterscheiden. „Da eskaliert so eine Situation schnell“, warnt er.