Oberhausen. Die Oberhausener Polizei ist schneller am Einsatzort als Kollegen aus anderen Präsidien in NRW. Doch die Reaktionszeit stieg im Vergleich zu Vorjahren. Mehr Arbeit, weniger Stellen.
In 13,17 Minuten waren die Oberhausener Polizisten im Jahr 2015 vor Ort, wenn Bürger über den Notruf 110 um Hilfe baten. Damit toppten sie zwar den Landeswert von 16,07 um über drei Minuten. Dennoch stieg die Reaktionszeit der Ordnungshüter im Vergleich zum Vorjahr mit 12,36 Minuten (15,32 im Land). Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervor.
Im Jahr 2012 war der Wert mit 11,49 Minuten noch geringer. Ähnlich sah es bei Fahrten aus, bei denen Täter gestellt werden sollten. 4,54 Minuten (5,49 Minuten im Land) brauchten die Beamten. 2014 waren es 4,34 Minuten (5,33).
Größerer Arbeitsdruck
Für Ralf Witzel, FDP-Fraktionsvize im Landtag NRW, ist die gestiegene Reaktionszeit nicht verwunderlich. „Der Arbeitsdruck ist größer geworden“, sagt der Politiker. Die Zuwanderung von Asylbewerbern oder der Planstellenabbau auch in Oberhausen sorgten für Mehrarbeit bei weniger Stellen. Allein im Jahr 2015 seien fünf Vollzeitstellen im Bereich der Streifenwagen weggefallen. „2015 hatte die Polizei 434 Mitarbeiter, 2014 waren es 439, 2011 noch 451“, sagt Witzel. Zu den 434 zählten auch die dienstunfähigen oder eingeschränkt dienstfähigen Kollegen. Was alles noch dramatischer mache.
Kriminalität bekämpfen statt Blitzmarathon
Mehrarbeit entstünde durch neue Phänomene wie die Salafismus-Bekämpfung oder reisende Täterbanden, meint Ralf Witzel. Schwerpunkte sollte gesetzt werden.
Auf Blitzmarathon, Begleitung von Schwertransporten oder Objektschutz hingegen solle die Polizei verzichten.
Die Neueinstellungen von 1900 angehenden Polizisten, mit denen Innenminister Ralf Jäger (SPD) 2015 warb, sind für Witzel Augenwischerei. „Es kommen jetzt ganze Jahrgänge, die in den Ruhestand gehen.“ 1970 habe es eine Einstellungswelle gegeben – vor dem Hintergrund des Terrorismus etwa durch die RAF. Die 1900 hätten keinen positiven Nettoeffekt. Man könne nur hoffen, dass ein kleiner Puffer bleibe. Zumal die 1900 Neueinstellungen nicht komplett zusätzlich seien. „1000 bis 1100 angehende Polizisten sind jedes Jahr eingestellt worden.“ Schlecht kalkulieren lasse sich, wie viele der 1900 Polizeischüler am Ende durch die Prüfung fallen.
Überhaupt schließen die Neuen erst in drei Jahren ihre Ausbildung ab. Aber schon jetzt, sagt Witzel, haben Polizisten viele Überstunden angehäuft: „Der Überstundenberg in Oberhausen ist 2014 auf rund 40 000 Stunden von 30 000 im Jahr 2013 angestiegen, beträgt also etwa 90 Stunden pro Kopf.“ Die Auswertung der Entwicklung des Jahres 2015 werde noch Wochen dauern. „Der Innenminister hat zugesichert, dass die Überstunden nicht verfallen.“ Sie dürften genommen werden. Aber wann? „Und es spricht nichts dafür, dass die Kriminalität zurückgeht, wenn man sieht wie allein die Einbrüche explodieren“, sagt Witzel.