Oberhausen. . Gutachter, Rathaus und Kollegs wollen das Berufliche Gymnasium mit den Schwerpunkten Gesundheit und Ingenieurwissenschaften für Oberhausen.

Im Bildungsplan-Entwurf 2016-2020 finden sich nicht nur Vorschläge für Schulschließungen, sondern auch für den Aufbau neuer schulischer Angebote in Oberhausen. So empfehlen Gutachter und Schulverwaltung, ein berufliches Gymnasium in der Stadt einzurichten.

Schließlich sei Oberhausen „die einzige Großstadt im Ruhrgebiet ohne Hochschule und ohne berufliches Gymnasium“, heißt es in einem Positionspapier der drei lokalen Berufskollegs, die sich ebenfalls für ein solches berufliches Bildungsangebot aussprechen. In Oberhausen könnte ein Berufliches Gymnasium für Gesundheit und ein Berufliches Gymnasium für Ingenieurwissenschaften entstehen. Nicht als jeweils eigene neue Schulen, sondern innerhalb des Käthe-Kollwitz-Kollegs (Gesundheit, Leiterin: Gudrun Wermert-Heetderks) und des Hans-Sachs-Kollegs (Ingenieurwissenschaften).

Etwas im gesundheitlichen oder aber ingenieurwissenschaftlichen Bereich

Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Kollegs, beschreibt die Zielgruppe für diesen Bildungsgang für die Allgemeine Hochschulreife: „Das sind Realschüler mit der mittleren Reife und einer Qualifikation für die Oberstufe, die mit 16 Jahren wissen, was sie studieren wollen.“ Also entweder etwas im gesundheitlichen oder aber ingenieurwissenschaftlichen Bereich. In diesen Fällen könnte ein berufliches Gymnasium besser auf die gewünschten Studiengänge vorbereiten, als eine Oberstufe an einem allgemeinbildenden Gymnasium oder einer Gesamtschule.

Zum Beispiel mit einem spezifischeren Fächerangebot und entsprechenden Leistungskursen. Trotzdem erwirbt der Schüler ein allgemeines Abitur (in den hiesigen Kolleg-Bildungsgängen ist bisher der Erwerb der Fachhochschulreife möglich, in besonderen Fällen die Allgemeine Hochschulreife).

Große Konkurrenz um Schüler

Aber die Konkurrenz ist groß für ein solches neues Bildungsangebot: Es gibt bisher zu wenig Schulabgänger mit gymnasialer Qualifikation in Oberhausen, „um die Schüler der Sekundarstufe II balgen sich alle“, sagt Marc Bücker, „denn an den allgemeinbildenden Schulen in Oberhausen gibt es zu hohe Kapazitäten in der Oberstufe“. Um dem beruflichen Gymnasium genügend Schüler zu sichern, müssten „gezielt Schülerströme umgeleitet werden“, heißt es im Positionspapier der Berufskollegs dazu. „Eine Möglichkeit wäre, die Zügigkeiten an Gymnasien und Gesamtschulen zu begrenzen“, erklärt Marc Bücker.

Eine andere Möglichkeit wäre, eine Sekundarschule einzurichten, deren Partner für die Oberstufe – denn eine Sekundarschule hat keine eigene Oberstufe – dann die beiden beruflichen Gymnasien an den Kollegs wären. Aber wenn es doch jetzt schon zu viele Sekundarstufen-II-Plätze in Oberhausen gibt – warum dann weitere Bildungsgänge für die Allgemeine Hochschulreife in dieser Stadt einrichten? Neben den fachlichen Vorteilen wegen der spezifischeren Vorbereitung nennt Bücker einen weiteren Vorteil: „Den Schülern, die beim Ziel, das Abitur zu erreichen, scheitern, können wir innerhalb der eigenen Schule eine Alternative anbieten, dann im dualen System.“

Drang zur gymnasialen Oberstufe

Gutachter Ernst Rösner prognostiziert, dass auch in Oberhausen die Anmeldezahlen an den Gymnasien ansteigen werden. Das entspricht einem allgemeinen Landes- und Bundestrend: Eltern streben für ihre Kinder zunehmend die Allgemeine Hochschulreife an.

Insofern würde die Einführung eines beruflichen Gymnasiums in Oberhausen „das Auswahltableau im Bereich der Sekundarstufe II in dieser Stadt erweitern und wäre eine sinnvolle Ergänzung“, sagt Schuldezernentin Elke Münich.

Der Drang zur gymnasialen Oberstufe bedeutet für die Kollegs, dass sie Schüler verlieren: Denn wenn weniger Schüler eine berufliche Erstausbildung anstreben und damit nicht im Berufskolleg, also im Dualen System, landen, schrumpfen die Berufsschulen. Die Einführung des Beruflichen Gymnasiums an zwei Oberhausener Kollegs würde dies ausgleichen