Oberhausen. Das Konzept des Zusammenlebens von Jung und Alt bewährt sich an der Ottilienstraße. Das Kindergarten-Gelände können die Bewohner nutzen.
Das Haus, das den Namen La Casa trägt, ist das erste Mehrgenerationenhaus der Stadt. Quadratisch ist es angelegt, wie ein aufgespannter Schirm wirkt seine Dachkonstruktion, die ein wenig ans Münchener Olympia-Stadion erinnert.
Gläsern und geräumig ist der Fahrstuhl in der Mitte des Gebäudekomplexes. Obwohl es Platz für 20 Wohnungen bietet, macht das Haus durch geschickte Gliederung keinen wuchtigen Eindruck. Mit seinen roten Balkonen wirkt es freundlich und einladend. „Der Hotel-Charakter macht, dass man sich immer ein bisschen wie im Urlaub fühlt“, sagt Stephanie Diegelmann.
Als Familie Diegelmann beschloss, dort einzuziehen, hatte sie nicht nur die begehrte Vier-Zimmer-Wohnung überzeugt, sondern auch das besondere Wohnkonzept: Jung und Alt unter einem Dach. Der Löwenzahn-Kindergarten, im kurz vor dem Wohnhaus fertig gestellten neuen „Haus der Fantasie“ und im ehemaligen Schulgebäude nebenan untergebracht, teilt mit den La Casa-Bewohnern das große und sehr schöne Außengelände.
"Nie Streit, kein Gemecker"
„Wir grillen am Wochenende dort, feiern Kindergeburtstage und Hausfeste“, sagt Stephanie Diegelmann. Obwohl ihre Zwillinge Noah und Nils jetzt mittlerweile schon die Grundschule besuchen, bleibt das Kindergarten-Außengelände für sie als Spielplatz zugänglich.
Natürlich seien ihre Zwillinge immer die Ersten im Kindergarten gewesen. „Wir hätten eine Rutsche bauen können, vom Balkon runter aufs Außengelände“, sagt Stephanie Diegelmann.
„Wir wohnen gern hier. Hier gab’s nie Streit, kein Gemecker“, sagt Nachbar Diethard Papke. Er und seine Frau Helga gehören zu den älteren Hausbewohnern. „Wir waren bei den Ersten, die schon Ende 2008 eingezogen sind.“
„Ich hatte zuerst schon ein wenig Bedenken wegen der vielen Parteien, doch das war unbegründet“, gibt Helga Papke zu.
„Die Männer treffen sich im Keller, die Frauen im Trockenraum oder in der Waschküche. Eine Flasche Sprudel rauf zu holen, kann schon mal eine Stunde dauern“, sagt Diethard Papke. „Es ist immer richtig lustig, wenn man auf dem Balkon sitzt und zusieht, wie die Kinder gebracht werden“, ergänzt seine Frau. Beide wissen es zu schätzen, dass sie Fenster, Flure und Treppen nicht selbst putzen müssen. „Für ältere Leute ist es auch sehr angenehm, dass der Fahrstuhl so offen ist. Das gibt ein besseres Gefühl“, sagt Stephanie Diegelmann.
Der Aufzug war für sie damals, als ihre Zwillinge Babys waren, natürlich auch ein enormes Glück. „Ich konnte sie im Wagen bis zur Wohnung schieben.“
Scheint ja immer noch alles bestens zu funktionieren, das Zusammenwohnen von Jung und Alt an der Ottilienstraße in Lirich. Eine ältere Nachbarin, erzählen sie, ist Vorleseoma im Kindergarten. Und dass man sich gegenseitig gerne helfe, für die Mitbewohner zum Beispiel Pakete annehme: „Bei uns kommt alles immer an.“
Löwenzahn kooperiert mit der Wohnungsgenossenschaft
Das Mehrgenerationenhaus ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kinderbildungseinrichtung Löwenzahn und der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft. Die Genossenschaft lieferte das Bau-Know-How, der Verein Löwenzahn den Familiensinn.
„Wir möchten ein Haus bauen, das den einzelnen Bewohner soziale Nähe spüren lässt, das aber zugleich zu enges Aufeinanderhocken vermeidet“, sagte Architekt Wilhelm Hausmann im Juni 2008. „Wenn Wohnen in der Stadt mit dem Angebot an sozialer Infrastruktur, mit Kindergarten, Schulen, Kirchen wieder als attraktiver empfunden wird, möchte man zugleich aber Standards wie Individualität, Schallschutz, Wärme und Komfort nicht missen.“
Zwischen 40 und 93 Quadratmeter groß werden die 20 Wohnungen im La Casa unterschiedlichen Platzansprüchen und Geldbeuteln gerecht. Eine Wohnung nutzt Löwenzahn-Geschäftsführer Dirk Rubin, Vater der Generationen-Wohnidee, als Büro.