Oberhausen. . Mit ihrem Repaircafé setzt das Evangelische Bildungswerk ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft. Viele ältere Geräte lassen sich nämlich noch reparieren.

Ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft will die Evangelische Familienbildung mit ihrem Repaircafé setzen. Am Samstagnachmittag fand es zum zweiten Mal in ihren Räumen an der oberen Marktstraße statt. Dort kamen Menschen zusammen, die über ein defektes Gerät verfügten. Sie stießen auf andere Menschen, die ihnen dabei halfen, den Fehler zu suchen und womöglich auch gleich zu beheben.

Eine ältere Frau aus Sterkrade hatte gleich zwei technische Problemfälle mitgebracht. Bei ihrem Akku-Bohrschrauber wurde zwar angezeigt, dass der Akku geladen sei. Trotzdem funktionierte das Gerät nicht. Die Frau musste es aber erst einmal liegen lassen. Michael Fuest aus Duisburg, der gerne bastelt, begutachtete es zwar. Aber zunächst hatte er am Tisch nebenan, bei einer anderen Besucherin, zu tun. Bei deren Doppel-Kassettendeck verstellte sich die Lautstärke von selbst, was sehr störend sein kann. Fuest vermutete, dass ein Kriechstrom dafür verantwortlich ist. „So ein Lautstärkeregler ist ja nichts anderes als ein elektrischer Widerstand. Und den kann ein Kriechstrom umgehen“, erklärte er.

Ultraschallgerät mit Macken

Dafür nahm sich Karsten Kocima des Ultraschallgeräts der Sterkraderin an, in dem man Brillen oder Zahnersatz reinigen kann. Auch das funktionierte nicht mehr. „Das Kabel ist defekt“, wusste die Frau. Aber an die Stelle, an der es befestigt war, kam sie selbst nicht heran. „Ich habe vergeblich nach einem Elektriker gesucht, der solch kleinere Arbeiten noch erledigt“, erzählte sie.

Damit war sie bei Karsten Kocima genau am richtigen Mann. Der Schmachtendorfer ist nämlich von Hause aus Elektriker, arbeitet aber seit Jahren in der Computerbranche. Schon am ersten Repaircafé im Frühjahr hat er teilgenommen. „Du bastelst doch so gern“, habe seine Frau ihm die Teilnahme damals nahegelegt, berichtete er.

Familienfest beim Evangelischen Bildungswerk

Über das ganze Spektrum seiner Angebote informiert das Evangelische Familien- und Erwachsenenbildungswerk Oberhausen bei seinem nächsten Familienfest.

Es findet am kommenden Samstag, 7. November, in der Zeit von 11 bis 16 Uhr am Sitz der Einrichtung an der Marktstraße 154 statt.

Dann öffnet wieder ein Café, es gibt Kreativangebote, Schnupperkurse und eine Spielecke. Außerdem wird das neue Programmheft für 2016 vorgelegt.

„Ich kann das hier jetzt auch nur deshalb reparieren, weil jemand einen Lötkolben mitgebracht hat“, berichtete Kocima. Er stellte einen Kurzschluss durch zwei aufgeriebene Kabelmäntel fest, die sich berührten. Mit Hilfe des Lötkolbens löste er die defekten Kabel von einer Platine, trennte den schadhaften Abschnitt des Kabels heraus und lötete den Rest wieder an.

„Bei unserem ersten Repaircafé im Frühjahr war die Nachfrage vielfältiger“, berichtete Gudrun Mack. Sie leitet bei dem Bildungswerk den Fachbereich Kreatives. Damals habe auch Bedarf danach bestanden, Textilien instandzusetzen. „Diesmal liegt die Nachfrage eindeutig im Elektrobereich“, so Mack.

Aber auch so machte die Veranstaltung im Nähraum des Bildungswerks Sinn. „Wir wollen ja nicht nur einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten, sondern auch Menschen zueinander bringen, wollen nach Möglichkeit ein Netzwerk knüpfen“, so Gudrun Mack. Jeder könne sich irgendwie einbringen, zum Beispiel mit einem selbstgebackenen Kuchen.

Im Februar oder März 2016 ist das nächste Repaircafé geplant. Gudrun Mack möchte es in ehrenamtliche Hände legen und möglichst vierteljährlich veranstalten. Das Gegenstück zum Repaircafé ist übrigens die Kleidertauschbörse.