Oberhausen. Der Stadtteil ist geprägt von seinem Dorfcharakter und der Nähe zur Ruhr. Außer der Idylle gibt es aber auch Knackpunkte: Viele Wege sind zu weit.

Die Bebelstraße schlängelt sich durch Alstaden, als würde sie den Stadtteil zusammenhalten. Sie verbindet seine Enden, möchte Hauptschlagader sein. Doch sie kann nicht ersetzen, wonach sich die Alstadener sehnen: ein echtes Zentrum, einen Knotenpunkt.

„Ein Ärztehaus, ein Einkaufszentrum – das fehlt“, sagt Wolfgang Grotthaus, Geschäftsführer des TuS Alstaden. „Wir haben keine Infrastruktur. Die Wege sind weit, der nächste Kinderarzt ist im Bero-Zentrum“, kritisiert Jens Kassen, Vorsitzender des Bürgerrings.

Der frühere Bundestagsabgeordnete und der Jurist sind aus umliegenden Stadtteilen zugezogen. Beide haben Alstaden lieben gelernt. „Jeder kennt jeden, man wird beim Bäcker freundlich begrüßt“, sagt Kassen. „Über die Ruhraue bin ich oft mit dem Kinderwagen spaziert.“ Die Mischung aus Ruhr-Idyll und Dorf macht Alstaden für Grotthaus „liebenswert“.

Überlegungen zur Bildungspolitik

Doch sie benennen auch Probleme: wie die Einzelhandelssituation. „Die ist ungewiss. Was mit Kaiser’s auf der Bebelstraße wird, weiß man erst, wenn sich Tengelmann und Edeka geeinigt haben“, sagt Kassen. Macht der Supermarkt dicht, würden den Alstadenern nur Discounter bleiben, verteilt über den Stadtteil. Dabei haben alle Experten, die zur Gesprächsrunde in die Redaktion kamen, eine Lösung im Blick: das Rehmer-Hinterland.

Die dort brachliegende Fläche könnte für den Bau eines Zentrums genutzt werden. Doch Rewe und Edeka streiten sich um den Platz. Wer darf seinen Markt bauen? Auch ein Hausbesitzer stellt sich quer. Er sei in Neuseeland oder Australien und nicht für Verhandlungen zu erreichen, erzählt Grotthaus. Die Sehnsucht nach einem Zentrum bleibt.

Sie ist auch an Überlegungen zur Bildungspolitik zu erkennen. Da die Hauptschule Alstaden ausläuft, berichtet Grotthaus von Überlegungen, die Grundschulen Ruhr- und Bismarckschule in das Gebäude umziehen lassen. Eine zentrale Grundschule wäre geschaffen.

Alstaden hat ein Altersproblem

Marko Bralić, Pastor der katholischen Gemeinde St. Antonius, unterstützt die Idee: „In die Hauptschule wurde vor Jahren so viel Geld investiert.“ Die Alstadener würden sich wundern, wenn das Gebäude leer bleiben würde. „Zudem würde dies die Zusammenarbeit der Schulen fördern, die sich oft als Konkurrenz sehen“, sagt er. Jens Kassen sieht das völlig anders: „Die Wege würden für einige Schüler zu weit werden. Grundschulen gehören in die Wohnviertel.“

Wohnen ist das nächste Thema. Katja Overbeck von der Caritas betreut vor allem Altenwohnungen, Ehrenamtlerin Helge Anker hilft ihr. Doch so wichtig die Betreuung ist, Alstaden hat ein Altersproblem. „60 Prozent der Bewohner sind über 60“, sagt Kassen, „und mit neuem Wohnraum können wir jüngere Familien nicht mehr lange locken: Der Platz ist begrenzt. Der Rechenacker wird nicht reichen.“