Oberhausen. . Die Stadt trommelte jetzt medizinische Helfer zum Runden Tisch zusammen. Große Defizite traten zutage. Noch kaum Hilfen für traumatisierte Kinder

Mit der steigenden Anzahl von Flüchtlingen, die in immer dichter belegten Wohnheimen leben, stehen auch Ärzte, Sanitäter und ehrenamtliche Helfer vor zunehmenden Herausforderungen.

Impfstoffe werden knapp, es fehlt an psychologischen Fachkräften. Auch mit Krankheiten, die Laien für längst ausgerottet halten, werden die Ärzte konfrontiert. In einem Heim hat es nach Angaben der Stadt einen Fall von Krätze gegeben. Dass die ansteckende Hautkrankheit früh entdeckt wurde, war dem geschulten Auge eines gerade anwesenden Arztes zu verdanken.

Um die über 2000 in Oberhausen lebenden Flüchtlinge besser medizinisch zu versorgen, hat Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen (Grüne) jüngst erstmals niedergelassene Ärzte, Vertreter aller Krankenhäuser, ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer sowie die Feuerwehr zum Runden Tisch eingeladen. Rund 90 Personen sind zu der nun monatlich geplanten Runde gekommen, um Probleme anzusprechen. „Das zeigt, wie viele Akteure aus dem Gesundheitswesen in der Flüchtlingsbetreuung aktiv sind“, sagt Lauxen. „Bemängelt wurde, dass es bei den Schnittstellen hakt.“ Dies gelte es zu beseitigen, um gewappnet zu sein für die im Winter anstehende Grippewelle.

Kinderpsychologen gesucht

So sei vor Ort oft nicht klar, ob ein erkrankter Flüchtling zum Hausarzt oder ins Krankenhaus sollte – und wenn ja, in welches. Viele Kliniken haben sich bereits den Anforderungen angepasst: Sie bieten spezielle Sprechstunden für Flüchtlinge an, nutzen ihr Fachpersonal mit Zuwanderungsgeschichte, um zu dolmetschen.

Flüchtlinge in DeutschlandKnapp werden aber Impfstoffe: Viel geimpft werde gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Keuchhusten, sagt Amtsarzt Dr. Henning Karbach. „Auch gegen Mumps, Masern und Röteln impfen wir oft.“

Dringend gebraucht werden zudem Kinderpsychologen, wie sich in einem Flüchtlingsheim jüngst zeigte: Ein gutmeinender Spender hatte den Kindern Blöcke und Stifte zum Zeichnen mitgebracht. Die von Krieg und Flucht traumatisierten Kinder aber malten schlimme Szenen – Unterdrücktes wurde aufgewühlt. Kinderpsychologen wären da gefragt gewesen, sagt Lauxen. „Wir haben bei den Kinderpsychologen aber einen Engpass.“

Karbach sagt, solche Fälle wie der mit der Krätze kämen aufgrund der Bedingungen in den Heimen zustande. „Die Menschen leben auf engem Raum, in dem Reinigung und persönliche Hygiene nicht so gegeben sind wie bei einer großen Singlewohnung.“