Oberhausen. “Mal was für die jungen Leute“: Der Schlagersänger startet in der Oberhausener Turbinenhalle seine Rock-Tournee. 50 Jahre mit markanter Sonnenbrille.
Wenn Schlagersänger Heino spricht, ist Ehefrau Hannelore stets dabei. Behutsam sitzt der 76-jährige Düsseldorfer oft vor dem Gang auf die Bühne in den Polstermöbeln seiner Garderobe. Plaudert. Und die Gattin plaudert mit. Am Samstag gibt es dazu wieder Gelegenheit, wenn der Sonnenbrillenträger in der Turbinenhalle seine Jubiläumstour „50 Jahre Heino: Schwarz blüht der Enzian“ startet.
Heino-Köpfe als Weingummi
Oberhausen ist es nicht zufällig. Hier wohnte sein langjähriger Manager Dieter Mauritz. Hier sang er in den 1960er Jahren schon im Osterfelder Kettelerhaus und zischte ein Pils mit dem damaligen RWO-Trainer Adi Preißler in der Kneipe. „Das sind alles nette Episoden“, sagt Heino über Oberhausen.
Damals war es der glatt gebügelte Anzug, heute kehrt er in schwarzer, mit Nieten versetzter Lederjacke zurück, einen Totenkopf trägt er als Erkennungszeichen am Ringfinger. „Jetzt will er auch noch Rock machen“, hat Frau Hannelore vor zwei Jahren gesagt und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Doch ihr Gatte sang trotzdem mit dem Album „Mit freundlichen Grüßen“ aktuelle Rock- und Popsongs nach und landete damit an der Spitze der Hitparade, die mittlerweile Charts heißt.
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Hannelore spricht darüber nicht im Groll. Die gebürtige Linzerin trägt bei den Konzerten ebenso schwarze Rockerklamotten. Wenn sie Bühnenhelfer trifft, raschelt es manchmal in ihrem Jutebeutel und es kommt ein buntes Ebenbild ihres Mannes in eingeschweißter Folie zum Vorschein. Ein Süßigkeitenhersteller hat Heino einen essbaren Heino geschenkt. Weingummi. Nein, Heinogummi.
Das klingt ziemlich nach Kult, lässt aber nicht vergessen, dass sich der Erfinder des blau blühenden Enzians seinen Volltreffer beim Jungvolk schmerzhaft verdienen musste. 50 Jahre verkörpert Heinz Georg Kramm, so der bürgerliche Name, Heino. Kritiker, die ihn als fleischgewordenen biederen Mief und verstaubte Gemütlichkeit sahen, hat er stets weggelächelt.
Mit Rammstein in Wacken
Wenn der Taktgeber für Kaffee und Kuchen am Sonntagnachmittag nun Brachialrock von Rammstein nachsingt, klingt das nach einem gespielten Witz, den die Youtube-Generation eher hastig mit dem Smartphone verschickt. Eine Generation hört nun aber seine Musik, die alt genug ist, um den Sänger aus der Plattensammlung der Großeltern zu kennen und zu jung, um Heinos zurückliegende Genre-Ausbrüche in den 80er Jahren bewusst miterlebt zu haben. Damals versuchte sich der Sänger an einer Enzian-Technovariante. Eigentümlich statt volkstümlich.
Diesmal hat er seinen Frischzellen-Erfolg besser konserviert, landete neben Dieter Bohlen in der Jury zur RTL-Aussuch-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), drehte Werbung für einen Mobilfunkanbieter, trat beim Metal-Festival Wacken auf und legte „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ und „Rosamunde“ ein Hartrockgewand an. Das erklärt Heino pragmatisch: „Ich wollte mal was für die jungen Leute machen.“