Oberhausen. Mitten auf der ÖPNV-Trasse am Centro in Oberhausen lag eine schwer verletzte Katze, die nur überlebte, weil eine Busfahrerin sie in den Bus holte.

Manchmal gehen Geschichten gut aus. Obwohl im Falle Traceys zunächst alles auf eine Tragödie hinsteuerte. Die kleine, etwa acht Wochen alte Tigerkatze lag mitten auf der Stoag-Trasse am Centro. Dort entdeckte im August eine Busfahrerin das Kätzchen. „Ich war schon wieder angefahren in Richtung Hauptbahnhof, als ich sah, dass sich da etwas bewegte“, sagt die Frau. Sie stoppte, stieg aus, entdeckte das Kätzchen und nahm das Tierchen mit in den Bus.

„Die Kleine hat geschnurrt“, sagt die Busfahrerin. Was sie als Hundehalterin nicht wusste: Katzen schnurren auch bei Schmerzen. Tracey hatte ein schweres Schädelhirntrauma, einen Beckenbruch und Lungenbluten. Das stellte sich später heraus, als die Tochter der Busfahrerin den Findling in der Kleintierklinik in Duisburg Asterlagen untersuchen ließ.

Tracey - klingt fast wie "Trasse"

Die kleine Katze, die die Busfahrerin – nach dem Fundort Trasse – „Tracey“ nannte, konnte wegen der schweren Verletzungen nicht stehen, nicht fressen, nicht mal den Kopf hochhalten.

„Es stand immer wieder zur Debatte, sie zu erlösen“, sagt Eveline Müller von der Katzenhilfe Oberhausen, in deren Obhut das Tier kam. Und dann plötzlich stand die Katze und fraß. „Und die Welt war in Ordnung“, freut sich Eveline Müller. Na ja, so ganz war sie das noch nicht. Traceys schwere Verletzungen – auch der Beckenbruch – mussten langsam heilen. Viel bewegen durfte sie sich nicht. Deshalb lebte Tracey in einem Kaninchenkäfig – mit ihrem Freund, einem Plüschtiger.

Wie ist das Tier auf der Trasse gelandet?

Aber es kam der Tag, als Tracey ihren Käfig verlassen durfte. Und dann war da ein anderer Findling, der kleine Kater Andy, ein echter Tiger ganz in schwarz. Mit dem tollt sie nun herum. Als Eveline Müller kürzlich mit dem einstigen Sorgenkind zur Kontrolle in der Klinik war, hätten der behandelnden Tierärztin die Tränen in den Augen gestanden. Auch sie habe sich gefreut, wie gut die Verletzungen der Kleinen heilen.

Die Frage, die sich nicht nur die Busfahrerin stellt: „Wie ist die Katze an diese Stelle mitten auf die Trasse gekommen?“ Da sei doch sonst nichts rechts und links der Trasse. Die Busfahrerin überlegt, ob sie jemand vom Centro-Gelände dort hingeschleudert habe. „Vielleicht hat sie auch jemand hinten aus einem Bus geworfen“, überlegt sie. Das Kätzchen könne höchstens eine Stunde dort gelegen haben. „Vorher war ich in der anderen Richtung unterwegs“, sagt die Fahrerin. Sie fragt sich auch, warum keiner ihrer Kollegen das Tier gesehen hat. Und natürlich, wie jemand einem Lebewesen so etwas antun kann.

Tracey jedenfalls hätte sie am liebsten zu sich nach Hause geholt, wenn sie nicht schon einen großen Hund hätte. „Zumal ich sie an meinem Geburtstag gefunden habe“, sagt die Busfahrerin.