Oberhausen. Die Linien 962 und 966 übernehmen rein elektrisch betriebene Fahrzeuge. Ab dem 4. Oktober im Einsatz. Wendezeiten werden für Ladevorgänge genutzt.

Damit spielt Oberhausen eine Vorreiterrolle im Ruhrgebiet: Ab dem 4. Oktober rollen zwei rein elektrisch betriebene Batteriebusse der Stoag durch die Stadt. Am gestrigen Mittwoch wurde die neue Technik am Bahnhof in Sterk­rade vorgestellt.

Dabei ist dieses neue Verkehrskapitel nur dem Zufall zu verdanken. Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp hatte sich auf einer Berliner Veranstaltung zum Thema sachkundig machen wollen und war dabei mit Professor Adolf Müller-Hellmann ins Gespräch gekommen. Müller-Hellmann lehrt an der Technischen Hochschule Aachen – und gilt bundesweit als der Experte in Sachen Elektromobilität.

Warum sollte, was bereits in Bonn, Köln und Düsseldorf funktionierte, nicht auch in Oberhausen machbar sein? Zunächst hatte die Stoag die ÖPNV-Trasse vom Hauptbahnhof übers Centro nach Sterkrade als Versuchsfeld für die Batteriebusse im Blick. Doch eine Machbarkeitsstudie verpasste dem Vorhaben einen Dämpfer. „Zu teuer“, räumt Werner Overkamp ein.

Nach zehn Minuten einsatzbereit

Doch die Idee, den Linienverkehr mit Batteriebussen betreiben zu können, ließ die Stoag nicht los. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sagte eine Förderung des Projektes zu. Dank Müller-Hellmann fand die Stoag schließlich auch eine geeignete Strecke.

„Bei den Linien 962 und 966 können wir die vorhandene Gleichspannungsinfrastruktur der Straßenbahn nutzen“, erläutert Müller-Hellmann. Die Lade-Energie werde dabei aus der Fahrleitung oder aus einem Unterwerk entnommen. In dem Unterwerk wird die zum Betrieb der Straßenbahn benötigte Gleichspannung von 750 Volt erzeugt. Die Energieübertragung erfolgt mit Hilfe eines hochklappbaren Stromabnehmers auf dem Dach der Busse. „Die Linie 962 bezieht ihre Energie aus der Fahrleitung am Pausenplatz am Bahnhof Sterkrade“, führt Overkamp aus. „Die Linie 966 aus dem Unterwerk Neumarkt.“

Geladen werden die Batterien während der 15-minütigen Wendezeiten der Busse. „Nach zehn Minuten sind die Batterien einsatzbereit für ihre jeweils rund 15 Kilometer lange Fahrstrecke.“

Elektrobus kostet 500.000 Euro

Die Linie 962 fährt vom Bahnhof Sterkrade in Richtung Königshardt. Endhaltestelle: Kleekamp. Die Linie 966 pendelt zwischen dem Bahnhof Sterkrade und dem Oberhausener Hauptbahnhof. Auf ihrem Weg liegen unter anderem das Rathaus Sterkrade und das Schloss Oberhausen.

Einen Haken aber hat die Sache: 500.000 Euro kostet ein Elektrobus und damit mehr als doppelt so viel wie ein Standardbus. Begeistert von dem Projekt verwies NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) aber gleich auf die Fördermöglichkeiten des Landes und auf die Vorreiterrolle Oberhausens im Ruhrgebiet. Groschek ist sich sicher: „Dem Elektrobus gehört die Zukunft.“

Drei Schnellladesäulen für Elektroautos, die ebenfalls auf die Fahrleitung am Bahnhof Sterkrade zugreifen, gehen in diesem November übrigens ebenfalls in Betrieb.