Oberhausen. . Maren Piunno war gestern zum ersten Mal aufgerufen, zur Wahlurne zu gehen. Für die politisch interessierte 16-Jährige war die Stimmabgabe Ehrensache.
Für einen entspannten Bummel über die benachbarte „Kröößkirmes“ hatte Maren Piunno am Sonntag keine Zeit: „Ich muss für eine Matheklausur üben.“ Ein halbes Stündchen hat die 16-Jährige am späten Vormittag dennoch ihre Bücher und Hefte beiseite gelegt – um zur Wahl des Oberbürgermeisters in die Heinrich-Böll-Gesamtschule zu gehen. Denn: Sein Wahlrecht wahrzunehmen, findet die politisch interessierte junge Frau, sollte für jeden selbstverständlich sein. Für die Gymnasiastin aus Schmachtendorf war es gestern eine Premiere.
„Ich hab’s mir voller vorgestellt, da drinnen“, sagt die Erstwählerin, nachdem sie ihr Kreuzchen gemacht hat. Hinter welchem Namen, daraus macht die junge Frau, die sich auch im Jugendparlament der Stadt engagiert und sich derzeit mit dem Gedanken trägt, den Jusos beizutreten, kein Geheimnis: „Apostolos Tsalastras. Und jetzt bin ich sehr gespannt, wie’s ausgeht. Ich schätze es eng ein“, sagt sie. „Ich werde den Stand der Auszählung heute Abend auf jeden Fall im Internet verfolgen.“
Bedeutung des Wahlrechts werde unterschätzt
Dass immer mehr Menschen nicht zur Wahl gehen, kann Maren Piunno nicht verstehen: „Ich finde, dass die Wichtigkeit des Wahlrechts vielfach unterschätzt wird. Es gab Zeiten – und die sind noch gar nicht so lange her, auch wenn sie natürlich lange vor meiner Geburt waren – da gab’s hier eine Diktatur und keine Freiheit der Wahl. Das sollte man nicht vergessen und sein Wahlrecht deshalb auch zu schätzen wissen und wahrnehmen.“
Manchmal bekomme sie zu hören: „Ist doch sowieso egal, wen man wählt. Die versprechen alle viel und halten dann nichts.“ Aber das mag sie so nicht stehen lassen: „Gerade, wenn man mit den Zuständen unzufrieden ist, sollte man doch wählen gehen, um etwas zu verändern. Und ich finde es auch wichtig, die zu wählen, mit deren Meinung man sich am ehesten identifizieren kann. Außerdem ist mir nicht egal, wer unsere Stadt auch nach außen repräsentiert.“
Wie sie sich ihre Meinung gebildet hat? „Wir haben die Kandidaten im Jugendparlament interviewt, außerdem lese ich in der Zeitung die Statements von allen, die sich zur Wahl stellen.“
Vom Ergebnis zeigte sich die Erstwählerin am Abend enttäuscht: „Aber das ist für mich natürlich kein Grund zu resignieren und an meinem politischen Engagement zu zweifeln.“ Und die dürftige Wahlbeteiligung? „Das ist mehr als enttäuschend – richtig peinlich.“