Oberhausen. In allen Disziplinen erstklassig gespielt und trotzdem noch nicht ausgezeichnet. Bei der neunten “Lesestadt“-Runde sollte sich das ändern.
Acht Mal war Oberhausen Lesestadt und hat es dennoch noch nicht zur Lesehauptstadt gebracht. Wie kommt das? Was haben Städte, die den Titel tragen, besser gemacht? Wir nehmen die Begründungen der Jury, die im Auftrag der Stiftung Lesen die Urteile fällte, mal genauer unter die Lupe.
Titel eins: Außergewöhnlichste Vorlesehauptstadt. Hier hat Wiesbaden das Rennen gemacht. Die Stadt habe es geschafft, viele Alters- und Bevölkerungsgruppen einzubeziehen und außerdem ungewöhnliche Leseorte gefunden. Beides schafft Oberhausen auch. Von der Krabbelgruppe über Kindergartenkinder, Schüler, Auszubildende bis hin zu Senioren reichte die Zuhörerschaft. Gelesen wurde bei der Polizei, der Feuerwehr, im Rathaus, in Arztpraxen, in Betrieben, im Schwimmbad, im Supermarkt, um nur einige ungewöhnliche Plätze aufzuzählen.
Lesestadt-Tag soll Musik und Literatur zusammenbringen
Titel zwei: Öffentlichkeitswirksamste Vorlesehauptstadt. Hier hatte Mainz die Nase vorn. Begründung: Unter dem Motto „Kulturgut Buch“ hat die Stadt mehr als 130 Vorlese-Aktionen organisiert und sie in einer 40-seitigen Broschüre vorgestellt. Mainz schaffte es darüber hinaus, das Vorlesen weit in die Stadt und die Öffentlichkeit zu tragen. Ein Motto hat Oberhausens Lesetag auch. 2014 ging das Lesen durch den Magen. Daraus ist sogar ein Kochbuch entstanden mit Lieblingsrezepten von jungen Lesern.
In diesem Jahr soll der Lesestadt-Tag unter dem Titel „Lesemusikanten“ Musik und Literatur zusammen bringen. Bleibt noch zur Anzahl der Lese-Aktionen zu sagen, dass Oberhausen mit 130 wohl kaum zufrieden wäre. Den Eintrag ins Guinness-Buch verpassten wir im Kuturhauptstadtjahr nur, „weil es nicht möglich war, ein Jury-Mitglied an jeden der vielen beteiligten Orte zu schicken“, sagt Bibliotheksleiter Hans-Dietrich Kluge-Jindra.
Als Lesestadt deutlicher wahrgenommen werden
Dritter Titel: Aktivste Vorlesehauptstadt. Den sicherte sich die bayrische Gemeinde Rain, die 216 Vorleser mobilisierte, 2,54 Prozent der 8488 Einwohner haben mitgemacht. Da muss Oberhausen neidlos zugeben, dass eine Großstadt niemals eine solche Quote erreichen kann.
„Ich möchte schon, dass wir als Lesestadt deutlicher wahrgenommen werden“, sagt der Bibliotheksleiter. Doch die Stiftung Lesen verlange, dass jede einzelne Veranstaltung mit Beschreibung auf eine Homepage eingegeben werden müsse. Das sei zu viel Aufwand.
Darauf angesprochen, zeigte sich Lisa von Zobeltitz, Pressesprecherin der Stiftung, überrascht. Auf die Frage, ob man nicht einen einfachen Weg für die Beteiligung am Städtevergleich finden könnte, meinte sie: „Das kriegen wir hin.“