Oberhausen. Alle sechs Wochen spendet Friseurmeisterin Manuela Krey ihre Tageseinnahmen. Bei der Benefizaktion entscheiden die Kunden selbst, wie viel sie zahlen.

Fröhliches Stimmengewirr und Lachen empfängt einen beim Eintritt ins Osterfelder Ladenlokal an der Kirchstraße: Eine kleine Gesellschaft sitzt vor leeren Tassen und Waffeln an einem großen Tisch – und wirkt eher wie eine Gesellschaft beim Nachmittagskaffee als wie wartende Kundschaft.

Doch genau deshalb sind die Frauen und Männer an diesem Nachmittag zur Kirchstraße gekommen: Friseurmeisterin Manuela Krey schneidet ihren Kunden alle sechs Wochen in einem Ladenlokal der Caritas die Haare. Das Besondere: Jeder zahlt für den Schnitt, was er kann, und die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an soziale Projekte.

1200 Euro im ersten Jahr

Manuela Krey erzählt, dass sie ursprünglich Osterfelder Kindern die Teilnahme an Freizeiten ermöglichen wollte. „Aber es war unmöglich herauszufinden, wer konkret bedürftig ist.“ Deshalb gehen ihre Einnahmen an soziale Projekte in der ganzen Stadt – etwa an das Mädchenmobil „Flotte Lotte“. 1200 Euro sind bisher zusammengekommen.

Weitere Termine in diesem Jahr

Bistro-Mitarbeiter Patrick Müller findet es gut, dass mit der Benefizaktion Projekte in Oberhausen unterstützt werden. „Das Geld geht an Projekte vor Ort und nicht ins Ausland.“ Mit den künftigen Einnahmen etwa will Friseurmeisterin Manuela Krey Flüchtlinge unterstützen.

Termine: 14. September, 2. November und 14. Dezember.

Entwickelt hat Krey die Idee zusammen mit Sandra Arslan, der Leiterin des Caritas-Bistros „Jederman“. Deshalb findet das Haarschneiden auch im Büro des Bistros statt. Von Büroatmosphäre ist allerdings nichts zu spüren – gelassen warten die Kunden beim Kaffee darauf, dass sie an die Reihe kommen. Eilig hat es niemand – auch Anna Witjes nicht. Sie schätzt die lockere Atmosphäre. „Ich komme deshalb zu jedem Termin.“ Eine andere Frau, die aus Stadtmitte kommt, fügt hinzu: Sehr familiär und herzlich sei es bei Krey.

Manuela Krey kann doppelt helfen

Die Friseurmeisterin nimmt sich Zeit für ihre Kunden, scherzt mit ihnen, lacht viel. Erst seit September 2013 arbeitet sie in Osterfeld, ist mit dem Stadtteil aber eng verbunden: In Osterfeld ist sie groß geworden, ihr Bruder Thomas Krey ist dort Bezirksbürgermeister, als engagierte Mitstreiterin für den Stadtteil haben sie die Mitglieder des Osterfelder Bürgerrings kennen gelernt.

Auch an diesem Nachmittag nennt sie alle Männer und Frauen beim Namen und weiß: „Meine Kunden kommen aus ganz verschiedenen Gründen. Manchen geht es um den guten Zweck, andere genießen das Zusammensitzen.“ Einige nutzen das Angebot, den Preis für den Haarschnitt selbst zu bestimmen. Kundin Doris Lansmann erklärt, warum: „Einen regulären Friseurbesuch kann ich mir sonst gar nicht leisten“, sagt die 63-Jährige. „Hier kann ich Nützliches mit dem Gedanken, etwas Gutes zu tun, verbinden.“

So kann Manuela Krey doppelt helfen. Aus Erfahrung weiß sie, wie wichtig dies manchmal ist. „Als ich jung war, hatten wir nie viel Geld. Andere Kinder kamen vom Friseur und wir mussten uns zu Hause selbst die Haare schneiden.“