Oberhausen. Zum denkmalgeschützten Haus passt der große Garten. Obstbäume und Sträucher stehen noch für die Zeit, als jeder Quadratmeter hier Nutzfläche war.

Die Kirche St. Johannes Evangelist gleich nebenan ist ein Neubau verglichen mit diesem 150-jährigen Baudenkmal in einem dunklen Backstein, der die grünen Fensterläden leuchten lässt. „Ich stand da wie ein Sterntalermädchen“, sagt Gudrun Piegeler, als sie vor 23 Jahren von ihrer Erbschaft hörte. Zuvor hatte sie sich fast zehn Jahre um den Haushalt des Vorbesitzers gekümmert: „Herr Jung hat bis zu seinem Tod von hier aus die Milch verteilt“.

Wie ein bisschen Bauernhof mitten im Alt-Oberhausener Schladviertel: So wirken Haus und Garten an der Lohstraße noch heute. Dabei ist das frühere Stallgebäude längst modernisiert und beherbergt eine eigene Wohnung. Und jene Kartoffelreihen, die der alte Herr Jung noch hegte und pflegte, als er sich längst auf zwei Gehstöcke stützen musste, sind längst einer weiten Rasenfläche gewichen. Dennoch verströmt die rund tausend Quadratmeter große grüne Oase der rührigen Mittsiebzigerin Gudrun Piegeler noch eine lange Geschichte als Nutzgarten, in dem jedes Fleckchen Erde und jeder Baum und Strauch für die Küche zu sorgen hatten.

„Es ist ein Geschenk, hier leben zu dürfen“, sagt die stolze Erbin, die vor über 30 Jahren als Mutter eines kleinen Sohnes aus Gruiten im Kreis Mettmann nach Oberhausen kam. Dieses Geschenk auch mit Muße anzunehmen – das musste sie allerdings erst mit den Jahren lernen. „Früher saß ich hier“ – am kleinen Gartentisch neben dem „Badeteich“ für die Singvögel – „und sah die Arbeit: Dann war’s vorbei mit der Ruhe.“ Heute schenkt sie in aller Ruhe Kaffee aus, reicht Kekse – und erzählt von stürmischen Zeiten.

Nutzgarten mit reicher Ernte

Denn nicht nur die Gemüsebeete fehlen heute im weitläufigen Grün. Der jüngste Samstags-Sturm war ein lindes Lüftchen gegen das Kleinholz, das Kyrill vor acht Jahren im Garten angerichtet hatte. Doch was stehen blieb, ist eindrucksvoll genug: Die Kiefer an der Garageneinfahrt (dem einzigen Stilbruch in diesem denkmalwürdigen Ensemble, weiß Gudrun Piegeler) überragt längst das zweistöckige Haus.

Aus dem erhaltenen Baum- und Strauchbestand spricht noch der Nutzgarten mit reicher Ernte: Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Holunder und Haselnüsse. Ein wenig trauert die Gärtnerin noch um den einst prächtigen Maulbeerbaum, den ein Blitzschlag zerstörte. Sein Stumpf ist heute ein Blumen-Podest.

Der große, kaum einsehbare Garten ist nicht allein der „Pausen“-Raum für die Hausbesitzerin, sondern für insgesamt sieben Bewohner – „und die kleine Wally“, ergänzt Gudrun Piegeler. Waltraud heißt die Hündin der Mieterin im einstigen Stallgebäude, eine französische Bulldogge mit clownesk schwarz-weißem Gesicht.

Ein Bergmann für die Gartenarbeit

Eine große Hilfe für die schwerere Gartenarbeit ist der Mieter der oberen Etage im Haupthaus, der im Hauptberuf noch bis 2018 als Bergmann in Bottrop einfährt. „Dann geht der junge Mann mit Ende 40 in Rente“, erzählt seine Vermieterin munter. Offensichtlich lassen sich mit einer der letzten Oberhausener Bergmanns-Familien schöne Gartenfeste feiern.

Und etwas Blütenpracht hat sich die passionierte Sängerin im Chor der „German Silver Singers“ auch ins schöne Haus geholt: mit einem stilvollen Ranken-Dessin für die Jalousien und einem poppig-modernen Blütenteppich für die gute Stube mitsamt des gusseisernen „Mölmschen Ofens“.