Oberhausen..
Heinrich Kruse kniet auf einem Holzbrett und legt kleine Saatkartoffeln, die bereits keimen, in akkurat nebeneinander ausgehobene kleine Erdlöcher. „Seit 40 Jahren“, so sagt der ehemalige Former in einer Gießerei, „ziehe ich selbst Gemüse und Obst“. Die Eltern haben es vorgemacht und Heinrich Kruse, 2. Vorsitzender im Kleingartenverein Heimaterde, Anlage Bauerfeld, setzt die Tradition fort. 70, 80 Kilogramm Kartoffeln erntet der 66-Jährige im Jahr, außerdem Salat, Kohlrabi, Tomaten, Radieschen, verschiedene Beerensorten und mehr.
„Ein eigener Gemüsegarten liefert nicht nur frisches Gemüse. Selbst Angepflanztes schmeckt meistens auch viel besser, hat mehr Vitamine und ist zudem viel günstiger.“
So lautet ein Eintrag unter der Überschrift „Gemüsegarten Einführung“ auf der Internetseite des Oberhausener Kreisverbandes der Kleingartenvereine. Werner Heider, Vorsitzender des obigen KGV Heimaterde, schüttelt den Kopf: „Vom Preis-/Leistungsverhältnis her dürfen Sie die Sache nicht betrachten“, sagt der 60-Jährige. Das Ganze ist keine Frage der Ökonomie, sondern eine des Herzens und der Überzeugung. Ein Blick in die Gemüsetheke eines Supermarktes gibt Recht: 39 Cent kostet eine Gurke, ein Vier-Kilo-Netz Speisekartoffeln ist für 1,29 Euro zu haben – ein Kilogramm Bio-Kartoffeln ist natürlich teurer (1,69 Euro) –, für einen Kopf Weißkohl muss der Kunde 44 Cent berappen, für einen Kopfsalat 79 Cent.
Tütchen Samen für Kopfsalat kostet 15 Cent
Gut, das Tütchen Samen für Kopfsalat kostet 15 Cent, „davon bekomme ich vier laufende Meter Salat“, sagt Heinrich Willer, Gartenwart im Verein. Vorgezogene Pflänzchen Kohlrabi oder Radieschen schlagen mit sieben Cent pro Pflanze zu Buche. Aber: Die Arbeitszeit ist unbezahlbar, „rund acht Stunden in der Woche müssen Sie schon rechnen“, sagt Heider, zu bestimmten Zeiten müsste der Gartenfreund auch mal zwei Stunden am Tag einplanen. „Das ist halt unser Hobby.“ Noch nicht mal geschmacklich sei das Gemüse und Obst von der eigenen Scholle unbedingt besser als die gekaufte Ware aus dem Laden.
„Aber bei meinen Sachen habe ich die Gewissheit, dass keine Chemikalien drauf sind“, sagt Heinrich Willer. Außer Brennesseljauche oder eine Schmierseife-Essig-Lösung gegen Unkraut. „Wenn Sie hier einen Kopf Salat aus dem Beet rausnehmen, können Sie damit rechnen, dass eine Schnecke irgendwo zwischen den Blättern ist“, meint Werner Heider. „Die kann man ja abwaschen.“
"So rangetastet an die Gartenarbeit"
Der ehemalige Zimmerermeister Heiner Willer hat sich „so rangetastet an die Gartenarbeit“. „Ich weiß jetzt, dass ich Feldsalat nicht im Sommer ernten, dafür aber noch unterm Schnee rausholen kann.“ Im Verein hilft man sich, werden Erfahrungen, Samenkörner, Pflanzen, Geräte untereinander ausgetauscht.
„Um ein Beet optimal auszunutzen, bietet sich die Mischkultur an. Hiebei werden verschiedene Gemüsearten gleichzeitig angebaut. Empfehlenswert ist es beispielsweise, Salat und Möhren nebeneinander zu pflanzen. Möhren harmonieren auch gut mit Zwiebeln.“
Ein Drittel der zwischen 320 und 500 Quadratmeter großen Gärten bei der Heimaterde, für die eine Pacht von rund 350 Euro im Jahr gezahlt werden muss, soll aus Ackerland bestehen. Das reiche aber nicht zur Selbstversorgung. Mit zehn Salatköpfen kommt man nicht weit bei einer vierköpfigen Familie. Außerdem: Der moderne Mensch will nicht zwei Wochen lang Kohl essen, nur weil gerade Erntezeit ist. Also wird untereinander getauscht – und zugekauft.
Gemüsegarten kann in jedem Garten angelegt werden
Ein Gemüsegarten kann in jedem Garten angelegt werden. Am besten eignet sich ein sonniger und windgeschützter Standort. Der Windschutz ist wichtig, denn Wind reduziert die Ernte erheblich. Hecken um die Beete sind daher vorteilhaft. Und wer Tomaten anbauen möchte, sollte auf jeden Fall ein lichtdurchlässiges Dach für die Pflanzen bauen, denn Tomaten vertragen keinen Regen. Der Boden sollte nährstoffreich und durchlässig sein – Lehmboden liefert die idealen Voraussetzungen für den Gemüsegarten. Für eine erfolgreiche Ernte ist das richtige Timing das A und O. Möhren, Radieschen, Rettich und Petersilie können ab Mitte März ausgesät werden, Gurken oder Zucchini später.