Oberhausen. Branche klagt über sinkende Zahl von Bewerbern für eine Lehrstelle. Das TV vermittele ein falsches Bild. Die Zeiten maßloser Überstunden seien vorbei.
Auf dem Ausbildungsmarkt hat es die Gastronomie schwer. Der Beruf des Kochs beispielsweise steht bei jungen Leuten nicht hoch im Kurs. Deswegen machte die Ausbildungstour von Industrie- und Handelskammer (IHK), Arbeitsagentur, Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) und Kreishandwerkerschaft im Restaurant Hackbarth’s Station. Torsten Schmidt, Juniorpartner in dem Oberhausener Betrieb, sprach dabei Klartext.
„Wir kämpfen mit dem Image, das wir vom Fernsehen bekommen haben“, sagt Schmidt. Dort gebe es nur Spitzengastronomen zu sehen, oder solche, die auf ganzer Linie versagen. „Als es mit den Kochserien los ging, da hatten wir noch einen Anstieg von 100 Prozent bei den Bewerbungen“, sagt der langjährige Küchenchef.
Für die Bewerber attraktiv machen
Aber in den vergangenen zwei Jahren hat es auch das Restaurant Hackbarth’s immer schwerer gehabt, an geeignete Auszubildende zu kommen. Gute Erfahrung machte der Betrieb mit Messen, auf denen er immer mehr Präsenz zeigt. „Wir müssen uns für die Bewerber attraktiver machen“, so Schmidt.
Ausbilder seit der ersten Stunde
Das Restaurant Hackbarth’s bildet seit der ersten Stunde aus. Dieses Jahr hat der Betrieb es aber nicht geschafft, alle Ausbildungsstellen zu besetzen. So sucht die Gastronomie noch einen Bewerber für eine Ausbildung zum Koch. Weitere Informationen dazu im Internet unter www.hackbarths.de.
Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, verweist darauf, dass die Stadt noch mehr „solcher vorbildlichen Betriebe“ braucht. Denn: Obwohl es für Unternehmen immer schwieriger wird, geeignete Auszubildende zu finden, gibt es noch zu wenig Lehrstellen.
Von „Ausbildungsmarketing“ spricht IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Der demografische Wandel und die steigende Zahl von Studenten machen es dem Handwerk nicht leicht, wenn es darum geht, junge Leute für diesen Bereich zu begeistern. Die Unternehmen müssten ihr Rekrutierungsverfahren hinterfragen, sagt Kruft-Lohrengel. Sie sieht aber auch die Politik in der Pflicht, etwas dafür zu tun, dass die Gesellschaft das Handwerk wertschätzt.
Die Harmonie im Team muss stimmen
Gleichzeitig sind Berufe wie der des Kochs mit Vorurteilen behaftet. Die Zeiten maßloser Überstunden und eines ruppigen Tons in der Küche seien in der Gastronomie schon seit langem vorbei, sagt Schmidt. In der Küche vom Hackbarth’s brülle niemand. Mit Überstunden gehe man flexibel um, die Freizeit des Personals komme dabei nicht zu kurz.
Dass der Beruf des Kochs Spaß macht, das bestätigt Jan Spitzbarth. Er macht seine Ausbildung bei Hackbarth’s und er sagt: „Ich liebe es einfach zu kochen.“ Durch Praktika erlebte er schon vorher, wie es in einer Küche zugeht. Das ist auch Torsten Schmidt wichtig, der niemanden einstellt, der nicht ein paar Tage zur Probe gearbeitet hat. Die Harmonie im Team muss einfach stimmen.
Und wie ist die Zukunftsperspektive als Koch? „Wenn man sich anstrengt, dann ist sie gut“, sagt Jan Spitzbarth. Er will nach der Ausbildung im Ausland arbeiten. Küchenchef Schmidt weiß, dass deutsche Köche in der Welt gefragt sind – die Emirate suchen beispielsweise häufig. Schmidt möchte aber keine Illusionen wecken: „In der Gastronomie arbeitet man hart für sein Geld, aber es ist auch ein Beruf, der einem sehr viel gibt.“ Wichtig sei es, mit Herzblut bei der Sache zu sein.