Oberhausen. . Das angeschlagene Kraftwerksgeschäft wird verkauft, 400 Mitarbeiter sind vor Ort betroffen. Die IG Metall will in eine Zerschlagung vermeiden.
Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger hat angekündigt, seine in Oberhausen angesiedelte Konzernsparte „Power“ zu verkaufen. Das angeschlagene Kraftwerksgeschäft mit 400 Mitarbeitern vor Ort und weiteren rund 11.000 Beschäftigten weltweit soll aus dem Konzern ausgegliedert werden. Die Anleger reagierten mit Verkäufen auf diese Nachricht: Die Aktie von Bilfinger verlor rund 14 Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit 2009. „Es ist natürlich erst einmal ein Schock, wenn es so eine Mitteilung gibt“, kommentierte Jörg Schlüter, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Oberhausen, die Planungen von Bilfinger. „Vielleicht gibt es durch einen neuen Eigentümer jedoch auch die Chance auf Investitionen“, will Schlüter nicht den Teufel an die Wand malen.
100 Millionen Euro Verlust
Zumal diese Entwicklung, der Verkauf der Power-Sparte, nicht vom Himmel fällt. In diesem Geschäftsjahr erwartet Bilfinger für die Sparte, zu der auch die Babcock Borsig Steinmüller GmbH (BBS) gehört, ein negatives Ergebnis in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro bei einer Gesamtleistung von 1,45 Milliarden Euro – im Geschäftsjahr 2014 wurde noch ein Gewinn in Höhe von acht Millionen Euro verbucht. Zudem wurde bereits im November 2014 der Abbau von 100 Stellen bei BBS bekannt.
„Wir wissen, dass die Geschäfte momentan schwierig laufen“, so Schlüter. Auch Bilfinger selbst berichtet vor allem von einer schwierigen Lage auf dem Heimatmarkt. Der Gewerkschafter hofft nun, dass schnell ein Interessent gefunden wird, der die gesamte Kraftwerkssparte übernehmen möchte. In jedem Fall müsse verhindert werden, dass sich jemand die „Rosinen herauspickt“. Eine Zerschlagung sei jedoch auch von Bilfinger nicht gewollt, glaubt Schlüter.
Leipziger Firma schlägt zu
Die Publity Finanzgruppe mit Sitz in Leipzig hat von Bilfinger die 2013 fertig gestellte und 15 730 Quadratmeter große Zentrale der Kraftwerkssparte in der Neuen Mitte erworben. Der Verkauf stehe nicht in Zusammenhang mit der Umstrukturierung, heißt es von Bilfinger.
Oberbürgermeister Klaus Wehling wurde gestern vom Vorstand der Bilfinger SE persönlich darüber informiert, dass der Konzern den Verkauf seines Geschäftsfeld Power mit Sitz in Oberhausen plant. „Wir sind von dieser Nachricht genauso überrascht und betroffen wie die Belegschaft, die ebenfalls heute über diese Pläne informiert wurde“, so der Oberbürgermeister. „Natürlich hatten wir die aktuelle schwierige Situation des Unternehmens mit Umsatzeinbußen und hohen Verlusten im Blick, die den Kraftwerks- und Anlagenbau als Folge der Energiewende generell betrifft.“
Sorge um Arbeitsplätze
Die Sorge gelte nun vor allem dem Erhalt der Arbeitsplätze, des Unternehmenssitzes und der Bewahrung des Know-hows, ergänzt der Erste Beigeordnete Apostolos Tsalastras. Kurzfristig hat die Stadtspitze darum mit dem Bilfinger-Vorstand und der Wirtschaftsförderung Oberhausen (WFO) einen Gesprächstermin vereinbart.
Die Stadtspitze teile mit den Beschäftigten die Hoffnung, dass das Unternehmen mit seinem Know-how und seiner Marktposition für Käufer trotz der aktuellen Schwäche im Inlandsgeschäft perspektivisch attraktiv sei, so Wehling.