Oberhausen. . Dafür sollen sich Anlaufstellen stärker miteinander vernetzen. Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött in der Arbeitsagentur zu Gast.

„Die Vorstellungen der Jugendlichen sind häufig von falschen Vorstellungen bestimmt“, resümierte Marie-Luise Dött nach ihrer ersten Etappe in der Oberhausener Arbeitsagentur. Die CDU-Bundestagsabgeordnete war am Dienstag einen Tag lang in den Räumen an der Mülheimer Straße zu Gast. Dabei verschaffte sie sich einen Einblick in die Praxis der Arbeitsvermittler und Berufsberater, aber auch eine Übersicht über den Alltag der jugendlichen Kunden. Die NRZ traf Marie-Luise Dött gemeinsam mit dem Oberhausener Agentur-Chef Jürgen Koch und der Leiterin der Hauptstadtvertretung der Bundesagentur für Arbeit (BA), Monika Varnhagen, zum Gespräch.

Eines der größten Probleme: Die fehlende Vernetzung in der Betreuung der Jugendlichen bei den verschiedenen Anlaufstellen wurde von allen Anwesenden kritisiert. Es müssten weitergehende Daten zur Person erhoben werden, die zentral zugänglich gespeichert werden, so der Tenor. Für Dött steht dabei vor allem der Austausch zwischen Arbeitsagentur und Jobcenter, der bei vielen von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen irgendwann anstehe, im Fokus: „Es kann nicht sein, dass sich ein Berufsberater zunächst intensiv mit einer Person befasst und bei einem Wechsel in die Zuständigkeit des Jobcenters dann alles wieder von vorne los geht.“

„Am Schulwissenhapert es häufig schon“

Agentur-Chef Jürgen Koch bestätigt dieses Problem: „Hier gibt es in der Tat bisher keinen Austausch, denn der Datenschutz setzt uns hier enge Grenzen.“ Den möchte die Abgeordnete zwar gewahrt sehen, schlägt aber vor, dass ein Datenaustausch unter strengen Auflagen, etwa so, wie bei einer medizinischen Behandlung, zwischen den beteiligten Stellen ermöglicht werden solle.

Doch auch gesellschaftliche Veränderungen stehen Dötts Ansicht nach häufig einem geregelten Übergang der Jugendlichen in die Berufswelt entgegen: „Vielen Jugendlichen fehlen heute die nötigen Soft-Skills, also Werte wie Pünktlichkeit oder auch der Sinn für Ordnung. Selbst am grundlegenden Schulwissen hapert es häufig schon.“ Vor allem bei Jugendlichen mit einem eher schwach ausgeprägten familiären Hintergrund sei das ein großes Problem. Dazu geselle sich häufig noch eine unrealistische Sichtweise, um einen tatsächlich zu den eigenen Fähigkeiten passenden Beruf auszuwählen.

Doch auch bei den Abiturienten sieht Dött die Notwendigkeit zu einer langfristigen Umorientierung: „Es wird heute sehr viel Wert auf eine akademische Laufbahn gelegt. Dabei bieten handwerkliche und handwerksnahe Ausbildungen teilweise viel bessere Perspektiven.“

Zurzeit versucht man zumindest schon bei den Studienabbrechern ein Umdenken herbeizuführen: In einem neuen Programm der Arbeitsagentur soll diesen der Übergang von der Uni in eine handwerkliche Ausbildung nahegelegt werden. „Generell müssten absolvierte Studienleistungen mit einer handwerklichen Ausbildung verrechnet werden, um den Umstieg attraktiver zu machen“, fordert die Abgeordnete.