Oberhausen. „Green City“: Eine Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt grüne und graue Seiten des Reviers – und ganz viel Dazwischen.
Um die neue Ausstellung in der Ludwig-Galerie Schloss Oberhausen richtig einzuordnen, muss man betonen, was sie nicht zeigt. Sie zeigt keine malerischen Stadtkerne und Prachtparks, keine Auenlandschaften und üppigen Waldgebiete, die es, man mag es schon nicht mehr hören und verkünden, „auch“ gibt im Ruhrgebiet. Diese Ausstellung bietet 65 Künstler auf, um den Blick auf die „geformte Landschaft“ und die „vernetzte Natur“ der Region zu richten. Sie will sensibel machen für Un- und Zwischenräume und Strukturen, die eben doch anders sind als überall und das Leben zwischen Duisburg und Hamm heute mehr prägen als die alten Bilder.
„Gestaltung des Ruhrlandes“
Junge und alte, heimische und auswärtige Künstler, Promis und Newcomer setzen sich im ganzen Schloss und sogar davor mit Straßen, Flüssen und Kanälen, Bahntrassen und Überlandleitungen auseinander, die die Region gliedern, verbinden und zerschneiden.
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Wir sehen Fotoarbeiten und Gemälde, Installationen und Skulpturen, manches davon an- und aufregend, einiges konzeptuell verkopft und wieder anderes humorvoll verspielt: ambitionierte, originelle Kunst neben Arbeiten, die das Design oder die Bastelarbeit zumindest streifen.
Weil diese Blicke auf sich selber in der „Green City“ Geschichte haben, beginnt die Schau mit Werner Graeff, der sich schon Anfang der 50er-Jahre „Gedanken zur künstlerischen Gestaltung des Ruhrlandes“ machte. Damals war das Ruhrgebiet noch im Wachsen, die Städte fraßen sich immer weiter in die Natur, und der damalige Folkwang-Lehrer suchte nach Wegen, dem wuchernden Grau Farben entgegenzusetzen.
Danach war es die Künstlergruppe B1, die mit Farbe, Skulpturen, Licht und kinetischen Objekten das Ruhrgebiet bunter zu machen versuchte. Auch wenn die zehn B1-Anwohner um Helmut Bettenhausen in den 60er-Jahren nur wenige ihrer Ideen verwirklichen konnten, darf man die heute so irritierend attraktiv farbleuchtenden Schlote, Türme und Gerüste der Region getrost als Kinder dieser Pioniere betrachten.
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Aber auch im und nach dem Strukturwandel geht der Kampf um den Lebensraum und seine ästhetische Deutung weiter: Philipp Valenta etwa hat auf seinen Kohleabrieb-Miniaturen allen Autobahnkreuzen des Ruhrgebiets ein Denkmal gesetzt und dabei fast ornamentale Qualitäten entdeckt. Manfred Vollmers Farbfotografien dokumentieren geradezu vorbildlich, wie Kunst heute auch im Niemandsland den öffentlichen Raum bespielt und bereichert. Auf etlichen Fotos (etwa von Joachim Brohm oder Susan Feind) wiederum ist zu sehen, wie die Natur sich die Städte zurückerobert oder sich gar eine ganz eigene „Industrienatur“entwickelt. Richard Serras stählerne Landmarken mögen die Region zwar heute wie selbstverständlich prägen und repräsentieren, aber die heftigen Debatten etwa um sein Bochumer „Terminal“ sind nicht vergessen. Axel Braun hat aus der Auseinandersetzung mit der oft polemischen Auseinandersetzung ein eigenes Werk gemacht: „Well Done, Richard!“
Ökologischer Gedankenstrom
Wie man, wenn schon nicht gesellschaftliche Verhältnisse, so doch Hochspannungsmasten zum Tanzen bringt, hat „Inges Idee“ schon im Kulturhauptstadtjahr gezeigt. Dass das Ruhrgebiet auch ein „Rohrgebiet“ ist, wusste zwar schon Friedrich Gräsel Anfang der 70er-Jahre, aber Hendrik Lietmann führt es uns in seiner erst vor wenigen Jahren entstandenen Fotoserie ironisch-dokumentarisch vor Augen: Kampf ums kleine „Green“ sogar unter gigantischen Fernwärmeleitungen.
Ökologischen Gedankenstrom lassen „Performance Electrics“ fließen: er wird von einer halb im Boden versunkenen Photovoltaik-Skulptur vor dem Schloss gespeist und endet in einem „Kunststrom-Kanister“ und einem „Ottomobil“. Hier können Ausstellungs-Besucher ihre Handys aufladen.