Oberhausen. Erste Schritte beim Casting: Der Weg zur Modelkarriere ist aber weit. 200 junge Frauen und Männer zog es im Centro Oberhausen auf den Laufsteg.

Es sind wenige Augenblicke. Wenige Schritte. Und ziemlich langes Warten. Um zu erfahren, ob sich die Augenblicke vorher gelohnt haben. Klingt simpel? Ist es aber nicht. Beim Modelcasting im Centro stellen sich am Samstag auch einfache Hürden als unüberwindbar heraus.

So kämpft sich ein älterer Herr durch die Absperrbänder im Mitteldom des Einkaufszentrum. Den Schuhladen auf der gegenüberliegenden Seite im Blick. „Hier könn’se aber nicht durch!“ Zwei Sicherheitskräfte im dunklen Anzug betätigen sich als Lotsen. Mitläufer sind beim Casting der bekannten Agentur „Elite Model“ zwar erwünscht, der Bühnengraben bleibt im Gewusel aber tabu.

Mehr als 200 Bewerber im Centro

Mehr als 200 junge Frauen und Männer hatten sich über das Internet angemeldet. „Eine gute Zahl“, wie Centro-Sprecher Jens Knetsch meint. Es läuft! Spontane Anmeldungen sind möglich. Mitarbeiter der französischen Agentur stöbern durch die Gänge, tippen Mädels auf die Schulter, die ihre Arme über das Geländer legen und das Treiben auf dem Laufsteg beobachten. „Wollt ihr nicht mitmachen?“

Mancher Versuch ist erfolgreich. Am Infoschalter werden Anmeldebögen ausgefüllt. Fotos geschossen. Schwarz gekleidete Mitarbeiter lächeln sich durch den Vormittag und begleiten jede Bewerberin, jeden Kandidaten zu einer unscheinbaren, aber maßgenauen Seitenfassade der Bühnendekoration. „Schuhe bitte ausziehen!“, heißt es da. Und irgendwie ahnt manche, dass der Trick mit den hochhackigen Schuhen heute nicht ziehen wird.

Weltweit größtes Auswahlverfahren

Der Modelwettbewerb „Elite Model Look“ gilt als weltweit größtes Auswahlverfahren für den Nachwuchs. Jährlich bewerben sich für das mehrstufige Casting 350 000 junge Frauen und Männer. Der Wettbewerb wird in rund 60 Ländern durchgeführt.

Ein großes Casting im Centro ist für die Branche nicht neu. Bereits vor zehn Jahren suchte das Einkaufszentrum das „Centro Model 2005“. Damals kooperierte die Mall mit der Agentur „Louisa Models“. Die Siegerin erhielt einen Dreijahresvertrag.

Die Modelwelt verlangt Größe. 1,72 Meter bei den Frauen. 1,84 Meter bei den Männern. Mädels zwischen 14 bis 22 Jahren dürfen mitmachen. Die Jungs erst ab 16 Jahren. Nein, wegen Zentimetern kullern keine Tränen. Augen werden zugedrückt. Doch letztlich geht es um einen Modelvertrag, den bei Elite Model schon Cindy Crawford unterschrieb. Und dieses Geschäft kennt eben nicht nur den Spaß, den Fernsehshows „Germany’s next Topmodel“ manchmal vermitteln.

Keine Tricks mit hohen Hacken

Die wenige Meter Catwalk sind im Centro der Anfang einer langen Wegstrecke. Die Sieger qualifizieren sich für das deutsche Finale, treffen auf Auserwählte der Castings in Berlin (Spandau-Arcaden) und München (Pasing-Arcaden).

Mit Einkaufstüten schwer beladen schauen Besucher auf den Laufsteg. Für das Leichte spielt eine DJane regelmäßig entspannte Elektro-Beats, die Kameras erfassen den Mitteldom, fokussieren auf Eltern, die gespannt den Auftritt ihrer Schützlinge verfolgen. Sie zeigen das Fachsimpeln über Schritt und Tritt. Dieses übernimmt für das entscheidende Weiterkommen allerdings die Jury. Agenturchefin Victoria Dasilva schaut persönlich hin: auf Gang, Ausstrahlung und mehr.

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Sami Sabbarini, Koordinator der Castings bei Elite Model, ist von der Art der Nachwuchssuche überzeugt: „Gerade in Deutschland gibt sehr viel Potenzial.“ Gesucht werden nicht nur Frauen, sondern vor allem Männer. „Die Jungs sind oft etwas schüchterner,“ berichtet Sabbarini. „Für Mädchen gehört es zum Selbstverständnis, sich als Model auf den Laufsteg zu stellen, bei Jungs ist das oft nicht so. Dabei werden sie genauso gebraucht.“

Im Centro schafft es eine Hand voll Bewerber ins Bundesfinale. Darunter Leonie Scheer aus Oberhausen. Die 18-Jährige strahlt. „Ich wurde vorhin angesprochen, habe mitgemacht und gewonnen.“