Oberhausen. In der Oberhausener Ludwiggalerie diskutierten Stadtprominente über ihren Einfluss. Wer Verantwortung übernimmt, darf zwar Wichtiges entscheiden, erntet aber auch viel Druck.

Ob Kultur, Wirtschaft oder Politik – viele einflussreiche Menschen haben ein zwiespältiges Verhältnis zur eigenen Macht. Das zeigt sich auch während der Diskussion zur aktuellen Koelbl-Fotoausstellung „Spuren der Macht“ in der Ludwiggalerie mit vier Oberhausener Größen.

Sparkassen-Chef Bernhard Uppenkamp nimmt das Wort Macht am liebsten gar nicht in den Mund („Ich mag das Wort nicht“) und redet lieber von der Verantwortung, sich einer Aufgabe zu stellen; Ludwiggalerie-Direktorin Christine Vogt spricht offen darüber, wie viel Druck und Risiko die Übernahme einer machtvollen Position bedeutet („Macht macht einsam, weil man bei tiefgreifenden Problemen mit niemandem reden kann“), IHK-Präsidentin und Autohaus-Geschäftsführerin Jutta Kruft-Lohrengel erzählt, wie sehr sie mit sich gerungen hat, das Spitzenamt der Handelskammer auszuüben („Die Übernahme von Macht kostet auch etwas, man verpflichtet sich schließlich einer Aufgabe“).

Doch Macht bedeutet natürlich für die Mächtigen nicht nur Last, sondern bietet auch Momente voller Glück und Freude, wie Moderatorin und WAZ-Redakteurin Ruşen Tayfur erfragt. „Es ist das Schönste, wenn man etwas bewegen kann. Ich nehme meine Aufgabe gerne war – und nicht wegen der Euros“, beteuert Uppenkamp.

Vogt macht glücklich, wenn sie tolle Ausstellungen holt und jungen Menschen eine Chance bietet („Ich kann dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser wird“). Kruft-Lohrengel ist „einfach stolz, wenn wir uns im Team Ziele gesetzt haben und diese auch erreichen“.

Begrenzte Macht sogar als OB

Kämmerer Apostolos Tsalastras ist der einzige in der Runde, von dem bekannt ist, dass er nach mehr Macht strebt: Er ist als Kandidat von SPD, Grünen und FDP für das Oberbürgermeister-Amt nominiert. „Ich will für die Stadt als Ganzes Gutes zu tun. Das kann man als OB besser verwirklichen denn als Kämmerer. Man kann mehr Dinge ins Positive wenden.“

Die Macht des Einzelnen sei aber in der Demokratie stark beschränkt. „Je höher man kommt, desto mehr Interessen prallen aufeinander, desto mehr steigt der Druck. Macht gibt es nur auf Zeit und sie ist sehr ausbalanciert, wird von vielen Seiten genau beobachtet. Das ist auch richtig so, weil Politik mit Entscheidungen in das Leben vieler anderer Menschen eingreift.“ Selbst als Stadtoberhaupt könne man aber viele Beschlüsse gar nicht alleine treffen, sie nur beeinflussen, sagt Tsalastras. „Dabei gibt es viele Kontrollmechanismen: Man klopft mir auf die Finger, wenn ich Unsinn mache.“ Oft müsse man in verantwortungsvoller Position Entscheidungen treffen, die „notwendig sind, aber keinen Spaß machen, weil man keine bessere Alternative hat“. Als Beispiel nennt Tsalastras Steuererhöhungen.

Wo der eine mehr Macht will, scheuen andere vor Macht zurück, beobachten die Podiumsteilnehmer. „Man kann besser einfach nichts tun und meckern, als Verantwortung zu tragen, meinen immer mehr. Immer weniger sind bereit, eine Aufgabe zu übernehmen“, bedauert Uppenkamp.

Tsalastras versichert, dass Entscheidungen in Machtpositionen oft schwierig seien. „Da ist es für manchen attraktiver, in der Opposition zu bleiben und nur zu kritisieren, denn deren Lösungen müssen nicht beweisen, dass sie funktionieren.“