Oberhausen. Reiner und Johanna Schmidt haben ein Herz für Vögel, Fische, Katzen – und einen Gnadenhof für Tauben. Sie päppeln kranke Tiere auf und retteten sie.
Angefangen hat alles bei einem Spaziergang in Wesel. Ein Küken war aus dem Nest gefallen. Johanna und Reiner Schmidt überlegten nicht lang und nahmen es an diesem heißen Sommertag mit, damit es nicht verendet. Sie päppelten das Vögelchen in ihrer Alstadener Wohnung hoch. Aus dem Küken ist die Taube Flori gewachsen – und blieb 20 Jahre bei den Schmidts. Dazu kam ein Irrläufer aus Holland. Und es sollten noch viele folgen...
Inzwischen surren und gurren rund 70 Tauben verschiedenester Couleur durch die riesige Voliere im Garten der Schmidts. Taubenvater Reiner hat es seinen Schützlingen schön eingerichtet, die Batterien, Rückzugsmöglichkeiten und Co. hat er selbst angefertigt. Eigentlich haben die Schmidts keinen Platz mehr für weitere Tauben, aber das Ehepaar kann doch so schlecht Nein sagen. Da wollte Reiner Schmidt nur eine Taube von einem Züchter kaufen. Für 20 Euro hätte er die nächste dazu bekommen. Reiner Schmidt lehnte ab – und überlegte es sich anders, als der Taubenzüchter sagte, dass das Tier dann im Topf landen werde. Schmidt nahm sie mit und bot ihr ein besseres Leben als im Kochpott.
Katzen, Kaninchen und Fische
Der ehemalige Babcock-Zerspanungstechniker kennt seine Schützlinge längst nicht alle beim Namen – schließlich haben sie auch nicht alle einen. Aber Spitznamen haben sie schon. Das braune Täubchen auf der Stange zum Beispiel nennt der Alstadener „Nackenkissen“. Weil’s so plüschig ist. Zu jedem Tier entwickelt sich eine Bindung und so tut es ihm jedes Mal weh, wenn ein Tier nicht mehr zu retten ist und eingeschläfert werden muss.
Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass Reiner und Johanna Schmidt Tauben aufnehmen und hochpäppeln. Manchmal liegen verletzte Tauben vor der Tür. Allmählich aber ist die Grenze erreicht, mehr Tiere können die Schmidts kaum aufnehmen – auch, wenn der eine oder andere Vogel das Fliegen lernt und in die Freiheit zurückkehrt. Zweimal im Jahr lassen sie alle ihre Tiere impfen, sie zahlen Operationen, Futter und Co. – alles aus der eigenen Tasche. Ein echter Liebesbeweis an die Tiere. Einmal hat Reiner Schmidt gar den Verkehr auf der Duisburger Straße angehalten, um das Leben einer Taube zu retten. Wo die Tierliebe eben hinfällt.
Aber die Schmidts haben nicht nur Tauben. In Haus und Garten wuseln zwei Katzen umher, zwei Zwergkaninchen, riesengroße Kois schwimmen im idyllischen Gartenteich und im Gartenhäuschen überwintern zwischen Zeitungspapier zwei Igel. Sie müssen sich kugelrund futtern, bis die Schmidts sie im Naturschutzgebiet aussetzen und wieder in die freie Wildbahn entlassen können. Auch mit den beiden Igeln waren die Schmidts beim Tierarzt, haben sie spritzen und impfen lassen. Das Wissen über die ganzen Tiere hat sich das Ehepaar im Laufe der Jahre angeeignet.