Duisburg.. Janine (24) aus Oberhausen findet eine angefahrene Katze und bringt sie in eine Tierklink in Duisburg. Dort beißt das sterbende Tier eine Ärztin und verletzt sie erheblich. Eine Kollegin weigert sich daraufhin, das Tier weiter zu behandeln. Die Katze stirbt. Und Janine ist außer sich.

Zunächst ist es eine Geschichte, die vom guten Willen und der Tierliebe aller Beteiligten handelt. Doch dann endet sie im Drama und hinterlässt eine ernsthaft verletzte Tierärztin, erzürnte Klinik-Kollegen, eine irritierte und wütende Tierretterin, viele Fragen und nicht zuletzt – eine tote Katze.

Die Geschichte beginnt in der Nacht auf Ostermontag in Oberhausen. Es ist nicht weit bis Mitternacht, als Janine Podrenik (24) mit ihrer Freundin Anna im Auto die Dorstener Straße entlangfährt. „Da haben wir die Katze am Straßenrand liegen gesehen.

Katze war wohl angefahren worden

Ich habe selbst zwei Katzen, also haben wir sofort gedreht und sind ausgestiegen.“ Das Tier lebt noch, ist aber schwer verletzt. Vermutlich ist die Katze angefahren worden. „Ich habe sie dann in meine Jacke gewickelt und auf den Schoß genommen. Sie war äußerlich unverletzt, hat aber aus dem Maul geblutet. Wir sind gleich los zur Tierklinik Kaiserberg in Duisburg.“

Dort angekommen marschieren Janine und Anna sofort in ein Behandlungszimmer, die Ärztin dort, so Janine, sei auch total nett gewesen, hätte das Tier sofort genommen und die Frauen rausgeschickt. Janine: „Was dann passierte, hat mich total überrascht, denn die Katze hatte die ganze Fahrt über ganz ruhig auf meinem Schoß gelegen.“

Verletzte Katze beißt Tierärztin krankenhausreif

In der Zwischenzeit aber hat die Katze die Ärztin angegriffen und böse verletzt. Das Tier dreht vermutlich völlig durch, beißt mehrfach zu. Der Finger einer Hand ist gebrochen, die Ärztin muss mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht werden, sie wird dort zweimal operiert, ihr drohen bis zu drei Monaten Arbeitsausfall.

 Im Warteraum der Klinik ist die Stimmung inzwischen kritisch. Die zweite anwesende Tierärztin will die Katze nicht mehr behandeln, sie hat zudem das Problem, dass das Wartezimmer voll ist. Janine wird laut, das gibt sie zu, Janine weint: „Ich hab doch nur gesehen, wie die Katze leidet.“

Streit um das Leihen eines Tierkäfigs

Die Tierärztin rät ihr, dann doch in eine andere Klinik zu fahren. „Aber sie wollte mir den Käfig nicht leihen.“ Und ohne Käfig ist Janine der Transport auch nicht mehr geheuer. Sie bietet ihren Personalausweis als Pfand, die Antwort der Ärztin, „kann man doch überall kaufen“, zeigt, dass das Tischtuch längst zerrissen ist.

Die jungen Frauen fahren schließlich deprimiert nach Hause, rufen am Morgen an und erfahren, dass die Katze tot ist, kurz nach ihrer Abfahrt gestorben. Janine ruft das Veterinäramt in Duisburg an, beschwert sich. Das Veterinäramt ruft die Klinik an, einer der Klinikchefs ruft Janine an:„Da wurde mir dann gesagt, ich müsste für den Schaden aufkommen und ich würde vom Anwalt der Klinik hören.“

"Die Frau hat sich unmöglich aufgeführt"

Dr. Jan-Gerd Kreskens (50) ist auch am Mittwoch noch geladen. „Die Frau hat sich unmöglich aufgeführt. Unsere Kollegin hat versucht das Tier zu röntgen und ist dabei regelrecht angefallen und schwer verletzt worden. Tierarzt ist statistisch gesehen eh der gefährlichste Beruf in Deutschland.“

Da sei es doch nur verständlich, dass die andere Kollegin entsprechend vorsichtig vorgehen wollte. „Außerdem sind wir nicht verpflichtet, jedes Fundtier zu behandeln. Trotzdem tun wir es und behandeln es zudem umsonst.“ Auch in diesem Fall? „Ja, auch in diesem Fall.“

Was ist schiefgelaufen?

Das klingt nach einem wenigstens etwas versöhnlichen Ende der Geschichte. Eine Frage bleibt: Was ist schiefgelaufen? Die Verletzung der Ärztin ist sicherlich ein Unfall. Dafür kann Janine wohl nicht verantwortlich gemacht werden, meint auch der Düsseldorfer Anwalt Udo Vetter auf NRZ-Anfrage. „Ein Vergleich: Bringt man seinen Wagen in die Werkstatt und der fällt dem Meister bei der Reparatur auf den Fuß, dann ist ja nicht der Fahrer haftbar zu machen.“

Wer aber die Rechnung für die Behandlung eines Fundtieres zu zahlen hat, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Der Tierschutzbund sieht das anders als viele Städte, die den Finder zur Kasse bitten wollen. Entschärft würde das Problem etwas, wenn mehr Haustiere mit Chip versehen und registriert würden. Janine wird all das nicht hindern, beim nächsten Mal wieder zu helfen. Vielleicht schafft sie es ja dann auch, ein bisschen cooler dabei zu bleiben.