Oberhausen. . Bürger aus Oberhausen spekulieren, warum ein Haus in Buschhausen abgesackt ist. Bergbauschäden oder neue Brunnen sind wohl nicht verantwortlich.
Während Gutachter und Statiker unter Hochdruck genauestens prüfen, warum das Mehrfamilienhaus an der Thüringer Straße 3a in Buschhausen absackte, spekulieren immer mehr Bürger über Ursachen des spektakulären Falles.
Mit fertigen Skizzen und Recherchen aus dem Internet gehen Bürger auf Fachleute zu, schreiben die Redaktion an, äußern ihre Sorgen am Telefon. Ein Experte warnt vor Hysterie und Panikmache. „Wir recherchieren in alle Richtungen“, versichert der Sachverständige Kai Schmitz.
Ausgeschlossen werden können Bergbauschäden. Auch kann wohl ausgeschlossen werden, dass neue Grundwasserbrunnen in Schwarze Heide für das Absacken des Hauses verantwortlich sind. Ein endgültiges Gutachten wird erst nach Ostern erwartet.
Torfschicht in 30 Zentimetern Tiefe
Das derzeit unbewohnbare Gebäude steht auf einer sogenannten Torflinse. Zunächst war vermutet worden, dass der Torf trocken wurde, weil der Grundwasserpegel gesunken war. Leser Wolfgang Lobuscher erinnert deshalb an die 2014 von der Emschergenossenschaft in Betrieb genommenen Grundwasserbrunnen. Das weist die Emschergenossenschaft zurück: Die Brunnen seien nördlich der Emscher gebaut worden, sie könnten keinen Einfluss auf die Thüringer Straße südlich haben.
Bohrungen von bis zu sechs Metern Tiefe haben zudem gezeigt, dass der Grundwasserpegel unter dem Mehrfamilienhaus auf 5,20 Metern liegt. Der Torf im Baugrund allerdings ist in Schichten zwischen 2,30 Meter und 30 Zentimetern unter der Kellersohle zu finden. „Da hätte der Grundwasserpegel schon sehr sinken müssen, um den Torf trocken zu legen“, meint Sachverständiger Schmitz.
Arbeiten am neuen Kanal noch weit entfernt
Der Abwasserkanal, den die Emschergenossenschaft parallel zur Emscher gräbt, könne nicht für die Absenkung verantwortlich sein, sagt ein Sprecher: „Bis nach Buschhausen sind wir noch gar nicht vorgedrungen.“
Die Wirtschaftsbetriebe WBO räumen Sorgen aus, poröse öffentliche Wasserleitungen seien Schuld: Mit Kameras seien die Kanäle geprüft worden.
Torflinsen wie an der Thüringer Straße sind weit verbreitet in Oberhausen, das früher einmal Heideland war. Beim Bau auf so einem Untergrund müssen nach Angaben von Fachleuten besondere Fundamente gelegt werden. Im Fachjargon spricht er von Punktfundamenten – laienhaft gesagt werden Pfähle bis zu einer festen Erdschicht eingegraben, um für Stabilität zu sorgen. Das Centro etwa hat laut Stadt ein Fundament, das durch Tausende tief reichende Pfähle gekennzeichnet ist.
Das Buschhausener Haus steht auf neun solcher Pfähle. Geprüft wird nun, ob sie beim Bau 1953 tief genug gegraben wurden. Für Donnerstag sind dazu zehn weitere Bohrungen gemacht – auch an der Pestalozzistraße mit der dortigen Grundschule. „Wir prüfen auch den Bereich, weil der Boden hier sehr unterschiedlich zusammengesetzt ist“, sagt Schmitz.
Für Probleme sorgt das stürmische Wetter der vergangenen Tage. Windböen und heftige Regenfälle belasten das Dach. Akut einsturzgefährdet sei das Haus aber nicht, sagt Experte Schmitz. „Es ist zu 100 Prozent gesichert.“