Oberhausen. . Die Stadt Oberhausen wollte im Ketteler-Haus Flüchtlinge unterbringen. OB Wehling greift Eigentümer der Immobilie an. KKO: Es gab nie eine Zusage.
Die Stadtverwaltung sucht dringend Flächen und Gebäude, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Wie groß der Druck im Kessel ist, wird an einem Beispiel deutlich, dass Oberbürgermeister Klaus Wehling mehrfach in der Öffentlichkeit angesprochen hat, zuletzt in der Ratssitzung am Montag dieser Woche. Das Stadtoberhaupt äußerte deutliche Kritik daran, dass das Bischof-Ketteler-Haus in Osterfeld als mögliche Unterkunft für Flüchtlinge im Gespräch war, die Option dann aber „plötzlich und unerwartet“ vom Eigentümer der Immobilie, den Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO), zurückgezogen worden sei.
„Das hat mich betroffen gemacht“, sagte Klaus Wehling im Gespräch mit dieser Zeitung, „wir sind auf die Unterstützung aus den Gemeinden, aus der Stadtgesellschaft angewiesen. Hier kann man sich nicht so ohne weiteres aus der Verantwortung stehlen.“
Entkernt und unbewohnbar
50 Wohnplätze für Asylsuchende hätte die Stadtverwaltung gerne im Bischof-Ketteler-Haus eingerichtet, der Standort wäre ideal gewesen, ergänzt auch Sozialdezernentin Elke Münich. „Das Gebäude liegt mitten in Osterfeld und es gibt eine gute Anbindung an die öffentliche Infrastruktur.“ Caritas und Pankratius-Gemeinde hätten sich zudem bereit erklärt, die Betreuung der Flüchtlinge zu übernehmen.
Über die Caritas kam der Kontakt zwischen Stadtverwaltung und KKO zustande. Dabei ging es um eine oder zwei Flurebenen im hinteren Gebäudeteil des Bischof-Ketteler-Hauses, in dem derzeit u.a. noch eine Pflegeeinheit, eine Sozialstation oder Schwestern des Konvents untergebracht sind. Der vordere Teil der Immobilie ist entkernt und unbewohnbar.
Bedingungen müssen bekannt sein
„Aber wir haben immer gesagt, dass wir die Bedingungen kennen müssen und dann sorgfältig abwägen müssen, ob das möglich ist“, sagt Michael Boos, Geschäftsführer der KKO. „Wir haben nie eine Zusage gemacht“, erklärt Boos bestimmt. Als das Rathaus endlich die Auflagen und Wünsche bekannt gegeben habe, „hat unsere baufachliche Prüfung eine horrende Summe ergeben, die wir hätten investieren müssen“. Und das sei über die ortsübliche Miete nicht zu refinanzieren.
„Da kocht jemand sein parteipolitisches Süppchen auf Kosten der Flüchtlinge“, kontert Wilhelm Hausmann, Oberhausener CDU-Parteivorsitzender und Vorsitzender des Aufsichtsrates der KKO, die Kritik von Oberbürgermeister Wehling. „Wir hätten gerne geholfen, aber das ist wirtschaftlich nicht tragbar.“ Derzeit liefen Gespräche mit einem Investor, der im vorderen Teil des Bischof-Ketteler-Hauses mit der denkmalgeschützten Fassade Altenwohnungen einrichten will. „Unsere Warteliste für solche betreuten Wohneinheiten ist lang“, sagt Hausmann. Im vorderen Teil hätte man nicht mit dieser Nutzung beginnen können, wenn im hinteren Gebäudeteil Flüchtlinge einquartiert worden wären, weil das gemeinsame Treppenhaus und der Aufzug laut Stadt hätten abgesperrt werden müssen.