Oberhausen. Nach Ratsbürgerentscheid endet Kontroverse nicht – es bleibt emotional. Beurteilung vor Ort geteilt.Unverständnis aus der Umgebung.

Der Ratsbürgerentscheid ist Geschichte. Die Oberhausener Bürger haben entschieden – der Lückenschluss der 105 wird nicht gebaut. Ein Schlussstrich unter dem Thema? Mit Nichten. Die kontroverse Diskussion geht unverminderter weiter. Besonders online flammt der Diskurs neu auf.

Die Meinungen gehen weiter auseinander: Unkalkulierbare Mehrkosten für ein überflüssiges Projekt verhindert, heißt es auf der einen Seite. Eine vertane Chance für die Stadt bedauert die andere. Die mäßige Wahlbeteiligung ist auch Thema. Der Tenor: ein zu komplexes Thema, das zu wenige interessiert. Die mutlosen Politiker im Rat hätten selber entscheiden sollen, anstatt die Verantwortung abzuwälzen.

Geld lieber anderweitig investieren

„Die Bürger sollten froh darüber sein, dass die Linie 105 nicht kommt. Wer hätte denn dafür bezahlt, wenn die prognostizierten Zahlen nicht eintreffen. Dann werden aus 300.000 Euro pro Jahr ganz schnell wesentlich mehr“, befürwortet ein WAZ-Online-Leser die Entscheidung. „Die schöngerechneten Folgekosten von 300.000 Euro gehen von 8400 Benutzern täglich aus, wie soll das erreicht werden“, stößt ein anderer User ins selbe Horn. Ohnehin sei die Verbindung zwischen Essen und Oberhausen mit der S-Bahn schon jetzt gut genug. Das Geld solle lieber anderweitig investiert werden, meinen viele.

Wunschdenken – behauptet hier hingegen die Gegenseite. „Wie wäre es mit der traurigen Wahrheit, dass Oberhausen nun keinen Cent der 80 Millionen Euro sehen wird und das Geld eher in einen sinnlosen U-Bahnbau nach Düsseldorf wandern wird“, fragt ein User. Ein anderer sieht in der Ablehnung System: „Immer das Gleiche im Revier. Alle Investitionen, die uns weiterbringen würden, werden von uninformierten Bürgern unter dem falschen Deckmäntelchen der Sparsamkeit blockiert“, sagt er.

„Eigentor“, „Provinzposse“ und „Schildbürgerstreich“

Unverständnis für die Entscheidung kommt vor allem auch von Nicht-Oberhausenern. Da heißt es „Eigentor“, „Provinzposse“ und „Schildbürgerstreich“. Ein User schreibt: „Ein Grund mehr, einen großen Bogen um dieses Provinzdorf zu machen. Als potenzieller Investor und als Kunde.“ Ein Oberhausener hält dagegen: „Wir müssen doch bekanntlich die Zeche zahlen, wenn die Zahlen nicht erreicht werden.“

Tiefgreifender beurteilt ein weiterer Leser das Nein aus Oberhausen: „Die Bürger, die wählen waren, haben erklärt – wir vertrauen euch nicht mehr. Das ist die wirkliche Katastrophe. Ein sinnvolles Projekt scheitert am völligen Vertrauensverlust gegenüber der herrschenden politischen Klasse.“