Oberhausen. . Das Ensemble am Will-Quadflieg-Platz wagt sich an die Inszenierung von Shakespeares berühmter Tragödie „Hamlet“. Mit Erfolg

Mit diabolischem Grinsen öffnet der ölige Totengräber den Vorhang zur Hölle. Es ist ein von Rauch verqualmtes Reich der Finsternis, in dem das trübe flackernde Licht auf eine zerfetzte Weltkugel und auf nackte Eisengerippe fällt. Maschinenmusik erklingt, König Claudius (Torsten Bauer) und seine Untertanen schälen sich aus der Dunkelheit, der verwirrte Hamlet (Eike Weinreich) kehrt nach Dänemark zurück und der Geist seines ermordeten Vaters fordert mit brüchiger Stimme Vergeltung.

Lebendige Geisterwelt

Die von Volker Hintermeier genial gestaltete Theaterbühne wird zum seelengefrorenen Ort eines unterirdischen Alptraums. Die Geister, die das abendländische Dichter-Genie William Shakespeare vor über 400 Jahren rief, sind immer noch sehr lebendig. Waren es einst in seinen unsterblichen literarischen Stücken die Gier nach Macht und Rache, das Ränkespiel und die Intrige, die die Akteure lenkten, so ist unsere politische Ge­genwart doch nur ein Spiegelbild seines finsteren Zeitalters.

Das beeindruckend aufspielende Ensemble des Theaters Oberhausen und Regisseur Pedro Martins Beja haben sich jetzt an „Hamlet“, seiner größten und berühmtesten Tragödie, versucht und ihrem Publikum eine moderne Inszenierung des großen Theaterstoffes geboten, das auf der Original-Übersetzung durch die DDR-Theaterfürsten Matthias Langhoff und Heiner Müller beruht.

Im Mittelpunkt des Schauspiels stehen bei Pedro Martins Beja die Begegnung mit Tod und Vergänglichkeit sowie die Welt der Toten und ihre Macht über die noch Lebenden. Ungeachtet der schwierigen Akustik des Theaterraumes, die die gut gesprochenen Texte dieser doch sehr gelungenen Inszenierung bisweilen nur schwer verständlich macht, lassen die jungen Schauspieler vor dem düsteren Jammertal („Es ist was faul im Staate Dänemark“) den inhaltsschweren Stoff dieses klassischen Werkes mit neuen Augen sehen.

Dänemark in Schutt und Asche

Hamlets Onkel (Torsten Bauer) ermordet den Vater, der Onkel heiratet die Mutter (stolz und streng: Elisabeth Kopp) und Hamlet leugnet die Liebe zu seiner Geliebten Ophelia (mädchenhaft: Laura Angelina Palacios). Zuletzt liegt Dänemark in Schutt und Asche und der Tod ist allgegenwärtig. Eike Weinreich ist ein smarter junger und bisweilen verzweifelter Hamlet, der dann mit dem Totengräber (finster und selbstbewusst: Jürgen Sarkiss) philosophiert.

Ein hervorragendes Ensemble garantiert dafür, dass Shakespeares „Hamlet“ immer noch ein großes Vergnügen sein kann, das die Auseinandersetzung mit dem Theaterstoff unbedingt lohnt. Ein Lob gebührt auch den vielen Sängern des Chores. Viel Beifall bei der Premiere für eine wirklich originelle Inszenierung.

Info: Weitere Aufführungen von Shakespeares „Hamlet“ sind am 6. März, am 14. und 15. März, am 20. März, am 15. April, am 19. April und am 20. Mai vom Theater der Stadt Oberhausen angesetzt. Karten sind im Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz, unter der 0208/8578-184 und an den üblichen Vorverkaufsstellen erhältlich. Weitere Infos gibt es unter www.theater-oberhausen.de