Oberhausen. Regisseur will, dass der Zuschauer mit fremden Blick auf die Gegenwart schaut. Shakespeares berühmteste Tragödie erzählt von der Macht der Toten.
Die Begegnung mit dem Tod ist Ausgangspunkt für die Hamlet-Inszenierung des Regisseurs Pedro Martins Beja, die von der Gegenwelt der Verstorbenen und ihrer Macht über die Lebenden erzählt. Am Freitag, 27. Februar, feiert sein Werk Premiere auf der Bühne im großen Haus des Theaters. Die Titelrolle der wohl berühmtesten Tragödie von William Shakespeare spielt Eike Weinreich.
„Das Stück hat erst einmal nichts mit unserer Zeit zu tun, zwingt uns aber, mit fremdem Blick auf unsere Gegenwart zu schauen“, sagt der junge Regisseur, der in der Fachwelt bereits einen guten Ruf genießt und Preise gewann, Hamlet jedoch zum ersten Mal auf die Bühne bringt. „Ich versuche, eigene zeitliche Räume zu erschaffen, inspiriert von der Zeit, in der das Stück spielt.“ Uraufgeführt wurde es 1603 und es geht um Intrigen der dänischen Königsfamilie und um Rache, denn Hamlets toter Vater verlangt von seinem Sohn, den Onkel zu ermorden, weil er ihn tötete, um seine Gattin heiraten zu können.
Mit Stolz erfüllt
Ganz wichtig: die Sprache. Mit seiner Wahl der Hamlet-Fassung von Heiner Müller habe er sich für einen Übersetzer entschieden, der sich über Jahrzehnte mit dem Stoff auseinandergesetzt habe. „Wahnsinnig nah an dem, was Shakespeare da gemacht hat“, ist Pedro Martins Beja überzeugt. „Wir machen nicht Literatur, sondern Theater und das hat etwas mit Menschen zu tun und der Zeit, in der ich mich bewege. Shakespeare hat das Stück geschrieben, damit Leute es sich auf der Bühne anschauen. Was Hamlet zustößt, ist brutal. Wenn es einem nicht gelingt, den Text lebendig zu bekommen, macht man ein Museum daraus.“
Dazu, dass er Eike Weinreich als Hamlet auswählte, sagt der Regisseur: „Das war einfach klar, das geht nicht anders.“ Weinreich selbst gibt zu, dass es ihn schon ein bisschen mit Stolz erfüllt: „Ich wünschte mir schon sehr eine Rolle, die mich nachts wach hält. Und wenn nicht diese, welche dann?“ An ihr zu arbeiten sei nicht immer angenehm, jedoch erfüllend. „Eine schwierige Aufgabe.“ Seine Fechtkunst hat er, Star-Trainer Klaus Figge sei Dank, perfektioniert. Dramaturgin Simone Kranz verspricht den Zuschauern „ein großartiges Bühnenbild (Volker Hintermeier), opulent, eine Meisterleistung der Werkstatt“.
Hamlet ist ein Ensemble-Stück mit Torsten Bauer (Claudius), Jürgen Sarkiss (Geist von Hamlets Vater, Totengräber), Elisabeth Kopp (Gertrud, Hamlets Mutter), Henry Meier (Polonius), Peter Waros (Laetres), Laura Angelina Palacios (Ophelia), Sergej Lubic (Horatio), Bastian Kabuth (Marcellus). 20 Oberhausener sind als Chor der Toten mit von der Partie.