Oberhausen. Zuschauer sind Zeugen größerer und kleinerer Lebenskatastrophen. Regisseurin Nina de la Parra inszeniert „Eine Sommernacht“ in der Theaterbar.
Einen unterhaltsamen und höchst amüsanten Theaterabend genossen die Zuschauer bei der Premiere der Inszenierung von „Eine Sommernacht“. Helen (Susanne Burkhard) und Bob (Klaus Zwick) entführten als ungleiches Looser-Paar das Publikum an verschiedene Orte in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Ihre kurze Beziehungsgeschichte mit ungewissem Ausgang beginnt in einer verregneten Mittsommer-Nacht in einer Weinkneipe, weshalb sich der Spielort Theaterbar auch fantastisch für die Aufführung der Paar-Komödie eignet.
Zunächst sei einmal angemerkt: Jeder, der die 30 überschritten hat, kennt mindestens einen oder ist selbst ein bisschen Helen- oder Bob-Charakter, was die größeren und kleineren Macken der Protagonisten so wahnsinnig liebenswert macht. Ausdrucksstark, unglaublich dynamisch und mit einer gut dosierten Portion Übertreibung spielt sich das Duo Burkhard-Zwick in die Publikumsherzen. Größere und kleinere Lebenskatastrophen beeinflussen ihre Begegnungen. Es geht um den krassen Gegensatz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Selbstbetrug und die Unfähigkeit, Etiketten abzuwerfen und zu tun, was man will.
Gut dosierte Portion Übertreibung
Im fliegenden Wechsel erzählen und spielen Helen und Bob die Episoden, wobei sie den gesamten Raum nutzen. Auf Hockern zwischen Zuschauern sitzend, debattieren sie ebenso wie vor und auf der Bar-Theke – sogar ein Wand-Sideboard nutzen sie als Spielfläche.
Regisseurin Nina de la Parra legt bei ihrer ersten Auftragsarbeit für eine städtische Bühne Wert darauf, die Zuschauer ins Geschehen einzubeziehen, was ihr vortrefflich gelingt, ohne dass sie „mitspielen“ müssen. Sie sitzen übrigens an Tischen und dürfen während der Vorführung die vor Beginn georderten Getränke genießen.
Nina de la Parras zweiter Schachzug ist musikalisch. Die Band, ein Jazztrio mit Genre-übergreifendem Können, übernimmt gleich mehrere Aufgaben. Von der klanglichen Untermalung und Begleitung des Geschehens und der Songs über die Produktion von Geräuschen bis hin zur akustischen Akzentuierung von Szenen – die Combo spielt die dritte Hauptrolle ganz ausgezeichnet.
Am Ende gab es kräftigen Applaus für Macher und Akteure und als Anerkennung für die weibliche Note im Spiel Blumen für Susanne Burkard, Nina de la Parra und Jutta Bornemann (Bühne, Kostüme).