Oberhausen. Karl-Heinz Mellis, Fraktionschef des erst Anfang 2014 gegründeten Bürgerbündnisses BOB, wollte die Brocken hinwerfen. Doch dann überlegte er es sich doch anders. Jetzt gehen zwei Ratsmitglieder.
So etwas gibt es wohl nur bei ganz piepjungen Vereinigungen: Der Vorsitzende der Fraktion des Bürgerbündnisses BOB kündigt Mitte November in einer emotional aufwühlend geschriebenen Mail seinen Rücktritt an, macht dann aber einfach in seinem Amt so weiter wie immer. Er erklärt dies aber niemanden schriftlich – und muss jetzt an seiner Amtshoheit zweifelnden Fraktionsmitgliedern in einer „eidesstattlichen Versicherung“ (6. Februar) schwören, den Rücktritt formell gegenüber dem Rathaus nie erklärt zu haben. Deshalb sei er nicht wirksam geworden.
BOB-Fraktionschef Karl-Heinz Mellis, der in Osterfeld stolze 17 Prozent holte, wollte nach eigenem Bekunden die Brocken hinwerfen, weil man sich durch die Aufbauarbeit einer Fraktion zu wenig mit Inhalten beschäftigt habe, sondern viel mit strukturellen Zwängen. Zudem fühlte er sich von einzelnen Leuten hintergangen.
Im Büßerhemd
In seinem Rücktrittsschreiben tritt der Architekt im Büßerhemd auf, wirft aber einzelnen Ratsmitgliedern auch mangelnde Kommunikation vor, so dass er von „Entscheidungen und Anträgen überrascht“ gewesen sei. „Ich selbst habe viele Fehler gemacht: Mir ist es nicht gelungen, aus den unterschiedlichen Akteuren ein Team zu formen; mir ist es nicht gelungen, eine Organisations- und Kommunikationsstruktur umzusetzen, die Reibungsverluste in allen Bereichen vermeidet; mir ist es nicht gelungen, meinen Führungsstil so auszurichten, dass er von allen als kooperativ empfunden wird. Das bitte ich zu entschuldigen und ist meiner Ungeduld beim Erreichen der Ziele geschuldet.“ Zwei Tage zuvor hatte Karschti erklärt, nicht mehr stellv. Fraktionsvize der BOB sein zu wollen, sondern nur noch einfaches BOB-Fraktionsmitglied.
Während dieser Rücktritt gilt, überlegte es sich Mellis anders und legte seinen Vorsitz nicht nieder, trat nicht aus der Fraktion aus. Begründung: „Mich haben damals viele BOB-Mitglieder gebeten, die Fraktion nicht im Stich zu lassen.“
Zu Transparenz und Offenheit verpflichtet
Das sich selbst zu Transparenz und Offenheit verpflichtete Bürgerbündnis schwieg sich über das peinliche Hin und Her lieber öffentlich aus und schaltete intern einen Mediator ein, der den Zwist lösen sollte. Offensichtlich ohne Erfolg. Die BOB-Ratsleute Albert Karschti und Andrea-Cora Walther machen in der Fraktion seit gestern nicht mehr mit.
Nur in der Ursachenforschung für den Zerfall der Fraktion sind sich die BOB-Leute heute noch einig: Das Bündnis, erst Januar 2014 gegründet, habe zu wenig Vorlauf für die Ratsarbeit gehabt. „Wir mussten alles neu lernen, uns erst finden“, sagt Mellis. „Wir mussten schnell von Amateuren zu Politikern werden“, sagt Albert Karschti.