Oberhausen. Hartes Training: Inszenierung erhält auf der Malersaalbühne den letzten Schliff.Blick hinter die Kulissen.

Den Besuch einer Probe, für Profi-Schauspieler ein absolutes Tabu, lassen Laien-Akteure zu. Der Bürgerclub des Theaters ließ sich bei der Vorbereitung der Inszenierung von Fin-Ole Heinrichs Roman „Räuberhände“ für die Bühne zuschauen. Weil schon am heutigen Freitagabend, 30. Januar, im Malersaal des Theaters Premiere ist, blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Bühnenreife.

Jungen auf der Suche nach Identität

Spielfreudige Leute, Alter zwischen 16 und 43, setzen die Geschichte von Samuel und Janik und ihrer Suche nach dem, was Freundschaft ausmacht, in Szene. Familie, Heimat, Identität, Sicherheit und Liebe spielen dabei eine Rolle. Michaela Kuczinna leitet das Ensemble seit November an. Vorhang auf für das noch nicht ganz perfekte Ergebnis, das aber schon erahnen lässt, das „Räuberhände“ eine sehenswerte Inszenierung wird.

Die Zuschauer begleiten Janik (Tim Tzscheppan) und Samuel (Luca Litges) auf einer Reise, die die beiden fisch gebackenen Abiturienten sowohl nach Istanbul führt als auch zurück zu prägenden Erlebnissen der Vergangenheit. Die erst zweite Probe der Gruppe auf der Malersaalbühne beginnt an Samuels 15. Geburtstag.

Samuel wird von seiner Mutter (Karoline Mathieu) geweckt, geküsst und beschenkt. Tim Tzscheppan erzählt als Beobachter die Szene, bevor er in die Rolle des Janik schlüpft. Auf den Vorschlag der Mutter, die Schule zu schwänzen, gehen die Jungen nicht ein, versprechen aber, am Nachmittag mit ihr den Geburtstag am Kanal zu feiern. Dorthin bringt die Mutter Kuchen und, vorwiegend für sich selbst, reichlich Alkohol mit.

Erinnerungen schwingen mit

Drei Mädchen (Karoline und Rebekka Elsasser und Nola Friedrich) kommen ins Spiel. Die Mutter stürzt ab, die Jugendlichen nicht. Eine Szene, die mit Schattenspiel und Videounterstützung (Sommeratmosphäre am Kanal) dargestellt wird, aber noch nicht so wie es sich die Regisseurin wünscht. „Cut. Das Licht ist nicht so wie es sein soll.“

Alles zurück auf Null. Mit den beiden Jungen kommt der Zuschauer in Istanbul in einem kleinen Zimmer an, von wo aus sie die Stadt erkunden. Erinnerungen schwingen mit: Früher: Die Beziehung zwischen Janik und Freundin Lina (Lotti Kettling) geht zu Ende. Heute: Janik und Samuel treffen den Straßenhändler (Bülent Bozkurt), der sie betrügen will. Früher: Samuel erinnert sich an Joachim, einen ehemaligen Partner seiner Mutter. Heute: Beide stehen vor den großen Moscheen. Zum ersten Mal hat Tim Tzscheppan seinen Text vergessen. Nicht schlimm, es geht weiter.

„Das Raumgefühl muss noch erarbeitet werden“, meint die Regisseurin und dass erst einmal eine Pause sein muss. Dem Dramaturgen Tilman Raabke „rauschen die Mädchenszenen zu schnell vorbei“. Doch innerhalb der letzten 90 Minuten hat sich schon viel verändert. Alle sprechen bereits deutlicher und bewegen sich sicherer als zu Probenbeginn. Die Darsteller identifizieren sich mit den Personen, die sie spielen. „In Samuel und Janik“, sagt Tim Tzscheppan, „steckt auch ein bisschen von Luka und Tim.“

„Die Rollen sind vorgegeben“, sagt Sascha Wittig, der einen Obdachlosen spielt. „Wir füllen sie mit Leben.“

Fazit des Blicks hinter die Kulissen: Alles wird gut heute Abend bei der Premiere des Stücks.