Oberhausen. 24.795 Oberhausener können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Bei der Verteilung gibt es im Stadtgebiet ein deutliches Nord-Süd-Gefälle.

Immer mehr Oberhausener können ihre Rechnungen nicht bezahlen. Waren es im Jahr 2013 noch 23.880 Personen, die weder durch Vermögen noch Kreditmöglichkeiten ihre Zahlungsverpflichtungen auf absehbare Zeit begleichen konnten, waren es im vergangenen Jahr 24.795. Die Schuldnerquote stieg damit von 13,53 auf 13,98 Prozent. Der Bundesdurchschnitt betrug 9,9 Prozent. Dies geht aus dem Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor.

Ein Blick auf die Stadtteile zeigt, dass es bei der Verschuldung ein deutliches Nord-Süd-Gefälle gibt; ein Bild, das sich mit der Verteilung der Arbeitslosigkeit und der Zahl der Empfänger von Sozialleistungen deckt. Während etwa in Holten und Schmachtendorf gut sieben von 100 Bürgern überschuldet sind, sind es in Oberhausen-Mitte fast 21. Den deutlichsten Anstieg (plus 1,21 Prozent) gegenüber 2013 gab es allerdings im Postleitzahlbezirk 46119 (Klosterhardt/Stemmersberg). In der Stadtmitte verzeichnet der Atlas einen Rückgang um 0,32 Prozent.

Auch anonym

Der Caritasverband bietet auch eine anonyme Online-Beratung an, um schnell helfen zu können. Dafür muss man auf der Internetseite www.beratung-caritas-essen.de einen Benutzernamen und ein Passwort eingegeben. Zudem muss eine Postleitzahl angegeben werden, um die Anfrage an die Beratungsstelle weiterzuleiten, die für den jeweiligen Wohnsitz zuständig ist.

Abstand und Häufigkeit der Nachrichten-Kontakte können selbst gewählt werden. Die hiesige Caritas ist auch unter 91107-0 oder info@caritas-oberhausen.de zu erreichen.

Die Schuldnerberatung des Diakonischen Werks ist an der Lothringer Straße 20, 807020, www.ev-kirche-ob.de (Beratung anklicken).

Die Ursachen, dass Menschen nicht mehr ihre Rechnungen bezahlen können, seien vielfältig, wie der Sachgebietsleiter der Schuldnerberatungsstelle beim Diakonischen Werk, Karl Hörnschemeyer, erklärt: „Da geht ein Haushaltsgerät kaputt, das neue wird per Abzahlung gekauft, dann kommt eine Autoreparatur noch dazu, der Urlaub ist schon gebucht, der Dispokredit ausgeschöpft.“ In anderen Fällen trifft es Menschen, die plötzlich arbeitslos werden, erst mit Arbeitslosengeld und dann mit Hartz IV auskommen müssen. „Da geht dann nichts mehr.“ Und auch wenn sich beispielsweise ein Ehepaar trenne, habe das erhebliche finanzielle Auswirkungen.

Überzogenes Konsumdenken

Hörnschemeyer kritisiert außerdem, dass Banken und Einzelhandel es Verbrauchern zu leicht machten, Kredite oder Ratenzahlung in Anspruch nehmen zu können, obwohl sie bereits finanziell stark unter Druck stünden. „Sehen Sie sich doch mal die Werbung bestimmter Geschäfte an: Die werben mit Null-Prozent-Finanzierung.“ Die Folge: Man kauft Dinge, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Aber auch bei den Verbrauchern sieht er Fehler. „Da ist einmal das Konsumdenken. Wer plant denn noch so, dass er seine Finanzlage immer im Blick hat.“ Unter Eltern gebe es einen regelrechten Konkurrenzkampf, wer seinen Kindern das Beste kaufen könne. „Wenn Eltern mit ihren Kindern einkaufen, bestimmen die Kinder, was gekauft wird.“ Und das bequeme Bezahlen mit Kredit- oder EC-Karte mache es auch nicht besser. Der Schuldnerberater wünscht sich aber nicht nur hier ein Umdenken, sondern auch, dass der Staat handelt: „Wie man richtig mit seinem Taschengeld umgeht, wie der Geldkreislauf funktioniert, was eine Familie einnimmt, aber auch was man an Ausgaben hat, das sollte möglichst schon Kindern im Kindergarten und dann auch in der Schule vermittelt werden.“

Creditreform plädiert ebenfalls für mehr Prävention, eine Förderung der Finanzkompetenz und eine verantwortungsbewusstere Kreditvergabe. Wichtig sei zudem der Abbau der Arbeitslosigkeit.