Oberhausen. . Jeder siebte Mitbürger kann seine Rechnungen nicht mehr begleichen. Große Probleme gibt es vor allem in der Innenstadt. Beratungsstellen haben Wartezeiten bis zu acht Wochen.

Mehr Oberhausener als noch im Vorjahr können ihre auflaufenden Rechnungen nicht mehr bezahlen: Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform gestern mitteilte, ist die Schuldnerquote in dieser Stadt von 13,53 Prozent im Jahr 2013 auf 13,98 Prozent 2014 recht deutlich gestiegen. Jeder siebte erwachsene Oberhausener gilt demnach als überschuldet. „Auch wir merken, dass der Bedarf an Beratung ungebrochen hoch ist“, berichtet Rita Piroth, Schuldnerberaterin der Caritas. „Für ein Gespräch, bei dem wir uns einen Überblick über die Situation eines Ratsuchenden verschaffen, gibt es Wartezeiten zwischen vier und acht Wochen.“

Deutlich über dem Bundesschnitt

Die aktuelle Schuldenquote in Oberhausen liegt weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt (9,9 Prozent) und auch noch einmal über dem Durchschnitt der Ruhrgebietsstädte (13,49 Prozent). Trotz eines leichten Rückgangs der Arbeitslosenzahlen habe sich nach Angaben von Creditreform die Schuldensituation verschärft. Denn der Anteil der prekären Beschäftigungsverhältnisse steige weiter an. „Die hieraus resultierenden Einkünfte eignen sich jedoch in der Regel nicht, um sich aus einer Überschuldungssituation zu befreien“, heißt es im nun veröffentlichten „Schuldneratlas“.

Bei den Zahlen der Creditreform wird deutlich, dass es ein großes Nord-Süd-Gefälle gibt. In der Stadtmitte etwa kann jeder fünfte Einwohner über 18 Jahren (20,85 Prozent) seine laufenden Ausgaben nicht begleichen. Im Norden der Stadt, in Holten und Schmachtendorf, bietet sich dagegen ein deutlich anderes Bild: Dort gelten nur 7,42 Prozent der Bewohner als von Überschuldung betroffen. Ein Blick auf die Postleitzahlbezirke in Oberhausen zeigt, dass die Schuldnerquote in Klosterhardt/Stemmersberg im Vergleich zu 2013 am deutlichsten gestiegen ist – ein Plus von 1,21 Prozent. In der Stadtmitte ging der Anteil der Überschuldeten dagegen um 0,32 Prozent zurück.

Arbeitslosigkeit ist ein Grund für Überschuldung

„Arbeitslosigkeit, aber auch eine Trennung oder eine schwere Krankheit sind Gründe, warum Menschen in die Überschuldung rutschen“, erklärt Rita Piroth. Zudem beobachtet die Schuldnerberaterin, dass vor allem junge Oberhausener keinen Überblick über ihre eigene finanzielle Situation haben. „Bei den älteren Ratsuchenden ist es eher ein Verdrängen der finanziellen Probleme.“

1024 Kurzberatungen führten Piroth und ihre Kollegin im vergangenen Jahr durch, „über mangelnde Nachfrage können wir uns nicht beschweren“. Verträge im Telekommunikationsbereich und Versandhandel kämen zur Sprache. „Zudem übernehmen sich vor allem junge Menschen, die durch eine ‘Null-Prozent-Finanzierung’ geködert wurden und sich dann Dinge kauften, die sie sich nicht leisten konnten.“