Oberhausen. Beim Bürgerentscheid gilt es, Vor- und Nachteile einer verlängerten Bahnlinie 105 abzuwägen. Punkte, die bei der Entscheidung helfen, finden Sie hier.
Beim Bürgerentscheid am 8. März gilt es, Vor- und Nachteile abzuwägen. Wir helfen ihnen mit dieser Seite. Neun Punkte, ein Urteil über die Linie zu fällen.
Neun Argumente dafür von Peter Szymaniak:
1. Schneller: Hunderttausend Essener im Nordwesten ihrer Stadt kommen bis zu 20 Minuten schneller nach Sterkrade und zur Neuen Mitte mit all ihren touristischen und konsumorientierten Attraktionen, mindestens 50.000 Oberhausener können zügiger Essener Höhepunkte ansteuern: Borbeck, Frintrop, Altendorf, ThyssenKrupp, die Uni Essen, das Einkaufszentrum Limbecker Platz.
2. Größere Entwicklungschancen: Fast alle Infrastrukturprojekte ziehen rund um ihre Haltepunkte Investoren an: Chefs und Vermieter schätzen es, wenn ihr Betrieb/ihr Haus schnell und günstig erreichbar ist. Denn das begeistert Beschäftigte und Mieter. Die Bahn wird deshalb für eine Belebung des Stahlwerksgeländes sorgen.
3. Mehr Besucher: Die Ausstellungen im Gasometer, im Spionagemuseum, die Fische im Sealife, die Kneipen an der Centro-Promenade können mit der Bahn viel mehr Besucher leichter erreichen als heute. Das bringt mehr Einnahmen nach Oberhausen. Und auch die Fronleichnamskirmes profitiert.
4. Mehr Mieter: Studenten können günstig in Oberhausen wohnen und bequem zum Uni-Saal fahren.
5. Mehr Arbeitsplätze: 81 Millionen kostet die Bahnstrecke, überwiegend bezahlt von Bund und Land. Das Geld fließt auch an heimische Handwerker- und Baubetriebe – und schafft Jobs.
6. Mehr Fahrgäste: Durch die stetigen Einschnitte im Oberhausener Nahverkehrsnetz hat die Stoag in den vergangenen Jahren deutlich Fahrgäste verloren. Mit der neuen Bahn wird das gesamte Netz attraktiver und zieht mehr Fahrgäste in den öffentlichen Nahverkehr.
7. Mehr Fahr-Alternativen: Ob Streiks bei der Bahn AG, Sommerstürme oder Schnee – fällt der S-Bahnbetrieb mal aus, haben Oberhausener mit der Linie 105 eine zweite gute wetterbeständigere Chance, nach Essen zu kommen.
8. Starke Rendite: Die Bahn ist alles andere als billig, aber das Geld ist gut angelegt. Gutachter bewerten den volkswirtschaftlichen Nutzen des Lückenschlusses doppelt so hoch wie die Kosten.
9. Bezahlbar: Dank der Finanzförderung von Bund und Land ist die Strecke samt Betriebskosten für die Stoag bezahlbar: Sie muss jährlich nur 300.000 Euro mehr aufbringen – bei 50 Millionen Euro Jahresumsatz ist das verkraftbar.
Argumente von WAZ-Redakteur Peter Szymaniak
Neun Argumente dagegen von Stephanie Weltmann:
1.Unattraktiv: Der Ausbau der 105 macht den Nahverkehr in dieser Stadt nicht attraktiver. Über Jahre hat die Stadt das ÖPNV-Netz so massiv zusammengestrichen, dass man Busfahrten regelrecht planen und häufig umsteigen muss, Anschlüsse verpasst und dann zu Fuß geht. Daran ändern 3,3 Kilometer Straßenbahn nichts.
2. Teuer: 81 Millionen Euro soll es kosten, die Stelzen-Straßenbahn mit sechs Haltestellen zu bauen. Das sind 24,5 Millionen Euro pro Kilometer. Andere Städte rechnen mit drei Millionen Euro pro Kilometer – ebenerdig.
3. Überflüssig: Zwischen Frintrop und der Neuen Mitte besteht keine Lücke. Seit Jahren verbindet ein Bus die Stadtteile.
4. Umständlich: Um diese Verbindung zu verbessen, muss lediglich die Taktung der Buslinie 185 an die Straßenbahnlinie 105 angepasst werden. Wer aus der Bahn aussteigt, sollte sofort in den Bus einsteigen können.
5. Schädlich: Händler in Sterkrade, in der City und in Essen-Frintrop werden von der Straßenbahn kaum profitieren. Wer die 105 nutzt, fährt damit zu Centro, Arena, Sealife und Co. – die Stadtteile verlieren Kunden, die Neue Mitte gewinnt Besucher.
6. Futterneid: Stimmen genug Oberhausener gegen die Straßenbahn, gehen Fördergelder in Höhe von 66 Millionen Euro anderswohin. Also doch besser nach Oberhausen? Das ist kein Argument. Fördergelder sind Steuergelder und die wollen sinnvoll eingesetzt werden. Mit einer Straßenbahn eine Lücke zu schließen, die keine ist, das ist nicht sinnvoll.
7. Risikoreich: Die Stoag wird über einen Zeitraum von 30 Jahren mit Mehrkosten von jährlich 300.000 Euro belastet – vorausgesetzt, dass die erhofften zusätzlichen Fahrgäste auch gewonnen werden. Wird die Bahn nicht angenommen, bleiben Stadt und Stoag auf hohen Betriebskosten sitzen.
8. Überbewertet: Die Entwicklung des Stahlwerk-Areals hat bisher nicht daran gekrankt, dass die Straßenbahn nicht da war. Es fehlte und fehlt ein Konzept. Eine Gewerbesteuersenkung käme der Entwicklung wohl eher zugute.
9. Utopisch: Wegen der Straßenbahn-Anbindung tauschen Studenten nicht das attraktivere Nachtleben von Essen gegen günstigere Mieten in Oberhausen ein.
Argumente von WAZ-Redakteurin Stephanie Weltmann