Oberhausen. . Ein Oberhausener Ehepaar kritisiert die Notfall-Behandlung im EKO. Der Mann erlitt einen Infarkt. Dieser war jedoch erst später erkannt worden.

Erneut erreichte eine Kritik an der Behandlung in der Notfall-Ambulanz des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen die Redaktion.

So schildert etwa Leserin Anja Hackbarth folgenden Vorfall: „Ich brachte meinen Mann mit unerträglichen Rückenschmerzen, Schweißausbrüchen und Luftnot in die Ambulanz.“ Es sei zwar sofort ein EKG durchgeführt worden, auch eine Blutentnahme sei erfolgt und ihr Mann sei umgehend an ein EKG-Überwachungsgerät angeschlossen worden.

Vier Tage auf der Intensivstation

„Der diensthabende Arzt erklärte uns dann aber, dass das EKG unauffällig sei, die Beschwerden auch orthopädischer Natur sein könnten.“ Wegen der starken Schmerzen habe ihr Mann eine Infusion erhalten. Drei Stunden habe das Ehepaar auf die Blutergebnisse gewartet.

„Nach diesen drei Stunden, ohne dass mal jemand nach ihm sah, kam eine andere diensthabende Ärztin und erklärte, dass die Blutergebnisse auf einen schweren Herzinfarkt hindeuten und eine Katheteruntersuchung durchgeführt werden müsse“, erzählt die Medizinische Fachangestellte. Irritiert habe sie darauf hingewiesen, dass der erste Arzt gesagt habe, das EKG sei in Ordnung – was die Ärztin bestätigt habe.

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Vier Tage habe ihr Mann auf der Intensivstation gelegen. „Als wir schließlich mit dem Chefarzt der Kardiologie sprechen konnten, fragte ich, warum nicht schon in der Ambulanz ein Schnelltest auf Herzinfarkt durchgeführt worden ist.“ Bei einem Infarkt zähle doch jede Minute. „Der Chefarzt hat entgegnet, dass bei einem derart eindeutigen EKG-Befund gar kein Schnelltest mehr notwendig ist“, erinnert sich Anja Hackbarth gut. Der Chefarzt habe dem Ehepaar dann versprochen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Nicht immer sofort feststellbar

Die Pressestelle des EKO prüft derzeit den Fall, konnte uns auf unsere tags zuvor gestellte Anfrage bis zum Redaktionsschluss am Dienstag jedoch leider noch keine Stellungnahme geben.

Die medizinischen Hintergründe verdeutlicht unabhängig von diesem Einzelfall Dr. Wilfried Abel, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Oberhausen und Arzt im EKO: „Der EKG-Befund kann in den ersten 24 Stunden nach dem Infarkt tatsächlich unauffällig sein, deshalb wird auch in der Ambulanz des EKO zusätzlich stets die Bestimmung von Herzinfarkt-Markern im Blut durchgeführt.“ Denn bei einem Untergang von Herzmuskelzellen im Rahmen eines Infarktes gelangten Troponine (Proteinkomplexe) ins Blut. Allerdings: „Ihre Konzentration steigt frühestens drei Stunden nach Beginn des Infarktes an.“ Um einen frischen Infarkt nicht zu übersehen, werde dieser Test deshalb in jeder Ambulanz nach Stunden wiederholt. „Selbstverständlich auch im EKO.“

Das Gespräch gesucht

Generell hörten die niedergelassenen Ärzte genauso viele oder wenige Klagen über die Notfall-Ambulanz des EKO wie über die anderen Ambulanzen auch, betont Dr. Tilmann Kornadt vom Vorstand des „Qualitätsnetz Oberhausener Ärzte e.V.“ (Quali-Net O.), in dem sich über 60 Haus- und Facharztpraxen organisiert haben.

Allerdings habe er nach wie vor den Eindruck, dass im Evangelischen Krankenhaus „zu sehr in Richtung Geld optimiert wird“. Zum Teil sei das verständlich. „Denn derzeit findet im Ruhrgebiet ein enormer Verdrängungswettbewerb statt.“ Komme es aus Kostengründen aber zu einem Personalmangel, unter dem die Patienten litten, müsse die Notbremse gezogen werden. „Und ich habe etliche Klagen von Patienten gehört, die im EKO lange nach einem Arzt oder einer Krankenschwester suchen mussten.“ Auch Hygiene- und Organisationsmängel seien zur Sprache gekommen. „Wir haben mit der Geschäftsführung bereits das Gespräch gesucht.“